Morgen kommt der Tag der Tage. Morgen wechsel ich die Seiten. Morgen bin ich Patientin. Nicht Ärztin.
Morgen kommt der Tag der Tage. Morgen wechsel ich die Seiten. Morgen bin ich Patientin. Nicht Ärztin. Und dabei geht's tatsächlich um nichts Dramatisches. Nicht das große K-Wort, nach welchem, einmal ausgesprochen, das eingeübte Arzt-Patient-Gespräch zumindest von Empfängerseite beendet ist. Wegen des Schocks, wissen wir alle. Nein, ich habe keinen Krebs. Weder Brustkrebs, noch irgendeinen anderen hinterhältigen Halunken, der sich so geduldig wie erbarmungslos durch meinen jungen Organe fräst. Ich habe Glück, ich muss nur die Mandeln raus haben. Madame muss tonsillektomiert werden. 20 dünne Minuten dauert der Eingriff bloß. Alles easy. Klar, klar alles nicht so schlimm. Ein paar Tage und Nächte stationär. Eine kleine OP. Das sage ich meinen Patienten auch immer. Trotzdem sind meine skinny Jeans randvoll. Habe mir auf Wikipedia und Pflegewiki alles zum prä-, peri-, und postoperativen Vorgehen durchgelesen. Sollte man nicht, sagt der Arzt? Werde wohl ein Patientin sein, die mir als Ärztin tierisch auf den Sack gehen würde. Mit 1000 kritischen Fragen und ohne ehrliches Vertrauen in das Können meines Gegenübers. Glauben Sie alles, was so im Internet steht, fragt der Arzt? Nein, tue ich mitnichten. Drauf gehen kann ich trotzdem. Verbluten vielleicht.
Aber: It's all gonna be good, Babe. Natürlich. Ist ja ein absoluter Routineeingriff. Für den Operateur. Für mich ist es das fucking erste Mal. Aber passiert im Prinzip nie was. Nicht wahr, liebe Kolleginnen und Kollegen?
Some like it doc.
[Artikelbild "Fence" Bluenose Canoehe/flickr.com]