Bei vielen AML-Patienten kehrt die Krankheit trotz scheinbar erfolgreicher Chemotherapie zurück. Forschern gelang es nun, 17 Oberflächenmoleküle leukämischer Stammzellen zu identifizieren, die auf die aggressive Form der AML hinweisen und so eine Therapieanpassung ermöglichen.
Die Akute Myeloische Leukämie (AML) ist eine tückische Erkrankung. Bis zu 85 Prozent der Patienten erscheinen nach einer intensiven Chemotherapie zwar wie geheilt, allerdings kehrt bei mehr als der Hälfte dieser Patienten innerhalb von ein bis zwei Jahren die Krankheit zurück, weil die Chemotherapie nicht alle Leukämie-Zellen zerstört hat. Nun ist einer internationalen Forschergruppe in Kooperation mit der Münchner Studiengruppe um Dr. Klaus Metzeler und Dr. Tobias Herold vom Universitätsklinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) gelungen vorherzusagen, welche Patienten einen Rückfall erleiden.
Fünf Jahre nach der Erstdiagnose lebt nur noch ein Drittel der Erkrankten. Ein neues Diagnostikverfahren soll helfen, die Therapiebehandlung von Patienten mit AML erheblich zu verbessern. „Die neue Methode hat das Potenzial, eines Tages in die Routinebehandlung von AML-Patienten einzuziehen“, meint Dr. Klaus Metzeler, der mit seinem Kollegen Dr. Tobias Herold an der Studie beteiligt war. Forscher der Universität von Toronto in Kanada untersuchen seit Jahren die Rolle leukämischer Stammzellen in diesem Prozess. Diese besonderen Stammzellen stehen im Verdacht, sehr aggressive Formen der AML auszulösen – und sind resistent gegen die Medikamente der Chemotherapie. So bricht die Krankheit wieder aus.
Die kanadischen Mediziner haben in einem ersten Anlauf herausgefunden, welche Oberflächenmoleküle spezifisch auf den leukämischen Stammzellen sitzen. Anhand dieser Moleküle lassen sich diese Stammzellen identifizieren. Dabei haben die Wissenschaftler in gut 15 Jahren unter anderem Blut- und Knochenmarksproben von mehreren Tausend AML-Patienten gesammelt und tiefgefroren. Diese Proben stehen damit immer wieder der Analyse mit neuen Methoden zur Verfügung. „So haben wir nachgewiesen, dass Patienten mit einem bestimmten Molekül-Muster in den Leukämiezellen deutlich schlechtere Überlebenschancen haben“, so Prof. Dr. Wolfgang Hiddemann.
Sofort kam die Frage auf, ob man dieses Wissen für die alltägliche Behandlungspraxis nutzen könnte. Das Problem: Die Methode zum Nachweis der Moleküle taugte nur für Forschungslabore. Und die Zahl der nachzuweisenden Moleküle war zu groß für einen Nachweis in der Routine. So haben die Kollegen aus Toronto jetzt alle Daten neu berechnet. Am Ende blieben 17 Moleküle übrig, die sich nun mit einem neuen Testverfahren leicht und kostengünstig in einer Blut- oder Knochenmarksprobe ermitteln lassen. Die Prüfung des Verfahrens erfolgte wieder mit den Daten der Patienten des Klinikums der LMU. Aber auch in anderen weltweiten Patientengruppen wiesen die 17 Moleküle mit hoher Sicherheit auf die aggressive Form der AML hin. Nun planen die Forscher eine weitere Überprüfung der Methode an neu diagnostizierten Patienten. Dies wäre ein großer Fortschritt für die Patienten. Ihnen könnte dann beispielsweise statt der Chemotherapie gleich eine Knochenmarkstransplantation angeboten werden, um auch die aggressiven Formen der Erkrankung heilen zu können. Originalpublikation: Peptide Processing Is Critical for T-Cell Memory Inflation and May Be Optimized to Improve Immune Protection by CMV-Based Vaccine Vectors Stanley Wai-Kwong Ng; Nature, doi: 10.1038/nature20598; 2016