Aromen sind in der Lebensmittelindustrie allgegenwärtig: Von Fruchtyoghurts über Fertiggerichte bis Süssigkeiten finden sie sich in vielen Produkten. Aber wie schmeckt eigentlich eine Erdbeere?
Der Schokoladenhersteller Ritter Sport, dessen Nuss-Schokolade von der Stiftung Warentest mit mangelhaft bewertet worden war, hat vor dem Landgericht München eine einstweilige Verfügung erstritten, die den Testern verbietet, weiter zu behaupten, es seien darin chemisch hergestellte Aromen enthalten, nachdem der Zulieferer und Aromenproduzent Symrise bestätigt hatte, dass der Rohstoff in der Ritter-Sport-Schokolade ein natürlicher Aromastoff sei.
Was fällt Ihnen spontan ein, wenn Sie "natürliches Erdbeeraroma" hören?
Also, vor meinem geistigen Auge entsteht das Bild findiger Spezialisten, die aus frischen Erdbeeren deren geschmackliche Essenz, das Aroma gewissermaßen herausdestillieren, damit es haltbar wird und viellerlei Produkte veredeln kann. Diese zugegeben romantische Vorstellung ist natürlich Humbug. Denn natürliche Aromastoffe werden in der Regel in Bioreaktoren durch Hefen oder Bakterien synthetisiert oder enzymatisch gewonnen. Also eher unappetitlich. Da aber die Ausgangsprodukte und Herstellungsverfahren natürlich sind, dürfen sich Aromen auch so nennen, obwohl zum Beispiel die besagten Erdbeeren nirgendwo auch nur entfernt auftauchen. Der einzige Unterschied zu synthetischen Aromastoffen ist daher, dass letztere als künstliche oder naturidentische Aromen eben auf chemischem Weg synthetisiert werden. Beide täuschen unseren Geruchssinn.
Der Unterschied ist also im Grunde marginal, aber marketingtechnisch offenbar entscheidend und justiziabel. Das Prädikat "natürlich" suggeriert dem Kunden schließlich eine höhere Qualität und Gesundheit.
Leider ist es heutzutage so, dass manche Kinder den Geschmack einer echten Erdbeere gar nicht mehr kennen oder davon enttäuscht sind, weil die in Kaubonbons oder Fruchtyoghurts enthalteten Aromastoffe unvergleichlich intensiver schmecken und echte Beeren nur in verschwindend kleinem Anteil oder gar nicht enthalten sind.
Eigentlich schade!
Titelbild: © Rosel Eckstein / PIXELIO