Alice Schwarzer möchte, dass käuflicher Sex illegal wird
Die Ikone der Deutschen Frauenbewegung und Herausgeberin der Zeitschrift "Emma" Alice Schwarzer hat mit Unterstützung zahlreicher Prominenter einen Apell zur Abschaffung der Prostitution in Deutschland gestartet. Obwohl einige der Punkte, die sie dafür ins Feld führt absolut nachvollziehbar sind, stellt sich doch die Frage, ob sich das sogenannte älteste Gewerbe der Welt wirksam verbieten lässt.
Zweifellos besteht auch nach der Legalisierung des käufliches Sex durch das Prostitutionsgesetz von 2001 eine oft bedenkliche Nähe zur Kriminalität. Doch einer der Hauptgründe, die Frau Schwarzer kritisiert, nämlich die Zwangsprostitution mit all ihrer Problematik des Menschenhandels, ist auch bereits nach geltendem Gesetz illegal. Nun gibt es aber neben dem Zwang durch Gewalt(androhung) natürlich auch wirtschaftliche und/oder soziale Zwänge wie die nicht zu übersehende Armut in den Herkunftsländern vieler Huren, die die betroffenen Frauen veranlasst, ihren Körper in Deutschland - wo es nicht illegal ist - zu verkaufen, um zum Beispiel ihre Familie im Heimatland finanziell zu unterstützen. Was dies mit den Frauen anstellt, ist sehr oft traurig, würdelos und traumatisierend und macht betroffen, auch weil viele Gewalt erfahren. Die zugrunde liegenden Ursachen lassen sich jedoch, genau wie Drogenabhängigkeit als ein Auslöser für Prostitution durch ein Verbot nicht abschaffen; diese Frauen haben leider aus ihrer Sicht keine erkennbare Alternative, sonst würden sie es nicht machen. Daneben gibt es sicherlich auch Frauen, die sich bewust und freiwillig für diesen Beruf entscheiden, wobei die Angaben über den prozentualen Anteil stark schwanken, je nachdem wen man dazu befragt.
Das Problem, das ich sehe, ist, dass sich Prostitution nicht wirksam verbieten lässt, da ein entsprechender Markt vorhanden ist und wie bei Drogen auch bleiben wird, egal wie man dies strafrechtlich und moralisch bewertet. Männer sind leider häufig so, sonst gäbe es dieses Phänomen nicht seit tausenden von Jahren in allen Kulturen. Auch in Ländern wie Schweden, wo Prostitution (auch für die Freier) unter Strafe gestellt ist, floriert das Rotlichtmilieu, allerdings im Verborgenen und jeglicher staatlicher Kontrolle entzogen. Damit ist einer Zunahme der Kriminalität im Zusammenhang mit Prostitution Tür und Tor weit geöffnet. Die Situation der betroffenen Frauen würde sich wahrscheinlich eher verschlechtern. Oder das Problem würde sich ins benachbarte Ausland verlagern, es würde aber nicht verschwinden.
Alice Schwarzers Anliegen ist daher ethisch lobenswert, aber leider letztlich zum Scheitern verursacht. Sie denkt zu kurz.