Pünktlich zur Weihnachtszeit haben Forscher untersucht, welche Fehler wir bei der Wahl der Geschenke machen. Offenbar konzentrieren wir uns dabei zu sehr auf den Moment des Überreichens. Während die Beschenkten etwas ganz anderes vom Präsent erwarten: einen langfristigen Nutzen.
Vielen dürfte diese Situation vertraut vorkommen: Man überreicht ein Geschenk und erwartet vom anderen ein Leuchten in den Augen, einen Freudenschrei oder ein „Wow“. Denn die Tierpatenschaft muss ihn einfach umhauen. Die Deko-Schleife wird abgerissen, das Papier wandert in Fetzen auf den Boden und dann macht sie sich auf dem Gesicht des Gegenübers breit: Die Enttäuschung. Was ist passiert? Einer kürzlich veröffentlichten Studie zufolge machen wir bei der Suche nach einem passenden Geschenk für Familienmitglieder oder Freunde einen entscheidenden Fehler. Bei der Wahl denken wir zu sehr an den Wow-Effekt kurz nach dem Auspacken. Die Beschenkten hingegen erwarten etwas ganz anderes von dem Geschenk: dass sie lange etwas davon haben.
Studienleiter Jeff Galak, Carnegie Mellon University in Pittsburgh, und seine Kollegen analysierten mehrere Studien und kamen zum folgenden Ergebnis: „Wir beobachteten eine ganz klare Diskrepanz zwischen dem Gedankenprozess und der Motivation des Schenkers und der Beschenkten. Oder anders ausgedrückt: Manchmal kann es sein, dass der Staubsauger, eigentlich ein Geschenk, das am Weihnachtsabend bei den meisten wohl keine Wow-Reaktion hervorrufen wird, trotzdem relativ weit oben auf der Geschenkeliste stehen sollte, wenn der alte etwa nicht mehr will“, so Galak. Außerdem zeigten die Forscher, dass die Enttäuschung auf beiden Seiten durch das Einhalten kleiner Regeln leicht zu vermeiden wäre: Wurden etwa vorher konkrete Wünsche geäußert, sollte man den anderen nicht mit einem kreativen Geschenk überraschen. Man sollte sich zudem weniger auf materielle Güter fokussieren, sondern eher auf Geschenke wie Theaterkarten oder Massage-Gutscheine. Diese bereiten dem Anderen auch zu einem späteren Zeitpunkt noch viel Spaß. Auch Geschenke, die mit einer sozialen Verantwortung einhergehen – wie etwa Spenden an Wohltätigkeitvereine im Namen des Beschenkten – würden zum Zeitpunkt des Überreichens zwar gut ankommen, dem Beschenkten aber keinen Nutzen für die Zukunft bieten.
„Wir beschenken Menschen, die uns was bedeuten, um ihnen eine Freude zu machen und um unsere Beziehungen zu ihnen zu stärken“, fasst Galak zusammen. „Wenn wir beim Aussuchen der Geschenke also mehr darauf achten, wie nützlich das Geschenk im Laufe der Zeit für den Beschenkten sein wird, anstatt auf den kurzen Wow-Effekt, können wir dieses Ziel besser erreichen und mit unseren Geschenken einen Volltreffer landen.“ Originalpublikation: Why Certain Gifts Are Great to Give but Not to Get: A Framework for Understanding Errors in Gift Giving. J. Galak et al., Current Directions in Psychological Science, doi: 10.1177/0963721416656937; 2016