15,7 Millionen chirurgische stationäre Eingriffe in Deutschland im letzten Jahr sind nur scheinbar viel. Gegenüber 2010 sind 300.000 Eingriffe hinzugekommen - ein Anteil von 1,911 Prozent. Dies reflektiert die Alterspyramide bzw. höhere Ansprüche an Lebensqualität und Teilhabe. Doch der "SpiBu" will davon nichts wissen. (Abb. Z. n. Ventrikelseptumdefekt-OP)
Das Statistische Bundesamt in Wiesbaden (www.destatis.de) meldet für 2012 eine Zahl von 15,7 Millionen stationären chirurgischen Eingriffen in Deutschland. Circa 300.000 mehr als im Jahr 2011. Sozialversicherungs-Spezialisten des Spitzenverbandes Bund (SpiBu) der Gesetzlichen Krankenkassen gehen weitab von jeglicher OP-Routine angesichts dieser Zahlenverhältnisse eher von medizinisch unnötigen, operativen Eingriffen bei einem Überangebot von Krankenhausbetten in der Chirurgie aus.
Das ist naiver Empirismus und vergleichbar mit der Hypothese, durch ein Überangebot von Einmalwindeln könne man die Geburtenrate wieder ankurbeln?
• Die Zahl der chirurgischen Akutbetten ist seit 25 Jahren nicht zuletzt wegen reduzierter Verweil- und Liegezeiten (z.B. "fast-track"-Eingriffe) massiv verringert worden.
• Viele neue OP-Techniken (z. B. Hybrid-OP's, minimal-invasive Interventionen) sind hinzugekommen.
• Rund 300.000 Eingriffe mehr als 2011 bedeuten bei 15,7 Millionen Eingriffen in 2012 einen Anteil von 1,911 Prozent.
• Dukumentationseffekte durch Veränderungen der Operationen- und Prozedurenschlüssel will ich gar nicht erst diskutieren.
• Der SpiBu hatte geradezu spitzbübisch die Einführung von DRG-Finanzierungen (diagnosis-related groups) gefordert. Ein-zeitig mögliche, doppelseitige Operationen (z. B. Leistenhernien, Ohr-Eingriffe, gefäßchirurgische Interventionen bei p-AVK usw.) werden dadurch nicht höher vergütet. Deshalb führt man diese an verschiedenen Terminen mit erneuter Krankenhauseinweisung durch.
Dass aber ein Steigerungsanteil von nur 1,911 Prozent n i c h t mit der Überalterung der Gesellschaft und mit erhöhten Ansprüchen an Lebensqualität und Teilhabe zu erklären sei, lässt nur darauf schließen, dass der GKV-Spitzenverband in Berlin im Kopfrechnen zu schwach ist.