Führen manche gastroenterologischen Forschungen zurück zur analen Phase? Manchmal gewinnt man der Eindruck exkrementieller Experimente - auch wenn es sich hier nur um keimfrei aufgezogene Labormäuse handelte, deren steriler Darm mit Faezes von unterschiedlich entwickelten eineiigen Zwillingen beimpft wurde.
US-Forscher wollen eine ungewöhnliche Methode zum Abnehmen erforscht haben. Sie berichteten von Stuhltransplantationen, bei denen Faezes von unterschiedlich entwickelten Zwiilingsbabys auf Labormäuse übertragen wurden. Jeffrey Gordon et al. von der Washington University in St. Louis schlussfolgern, die Zusammensetzung der Darmflora könne entscheiden, ob Mäuse normal- oder übergewichtig werden. Dafür übertrugen die Wissenschaftler auf Mäuse Stuhlproben von menschlichen eineiigen Zwillingspaaren, von denen ein Zwilling schlank und der andere adipös waren. Die Versuchstiere hatten sich in vollkommen keimfreier Umgebung entwickelt. Erst mit der Fäkaltransplantation konnte eine Darmflora entstehen. Mäuse, die den Stuhl eines schlanken Zwillings erhielten, blieben weiterhin schlank. Versuchstiere, deren Darm mit dem Kot des übergewichtigen Zwillings beimpft worden war, nahmen zu - bei gleichbleibenden Nahrungsmittelangebot und entwickelten Übergewicht. Die Darmbakterien der schlanken Mäuse verdauten vermehrt Kohlenhydrate, während sie bei den adipösen Tieren zusätzliche Aminosäuren produzierten.
Die hier kritisch aufgespießte Studie ["Gut Microbiota from Twins Discordant for Obesity Modulate Metabolism in Mice"; Science 2013: Vol. 341 no. 6150] bezieht sich auf ganze vier Zwillingspaare mit diskordanter Adipositas oder mit Stuhlkultur-Gewinnung von einem adipösen (Ob) oder schlanken (Ln) Zwillingspartner ["four twin pairs discordant for obesity or with culture collections from an obese (Ob) or lean (Ln) co-twin"].
Diskordante Zwillinge mit "diskordanter Adipositas" zeigen eine deutliche Größendifferenz (über 10 Gewichtsprozente) bei der Geburt. Diese wird üblicherweise verursacht durch eine (monoplazentare) Überperfusion des einen und Minderperfusion des anderen Zwillings. Häufiger bei eineiigen Zwillingen, aber auch bei zweieiigen Zwillingen möglich ["discordant twins - twins showing a marked difference in size (greater than 10% in weight) at birth. The condition is usually caused by overperfusion of one twin and underperfusion of the other. It is fairly common in identical twins but may also occur in dizygotic twins."; The Free Dictionary, Suchworte discordant twins)]
E n t s c h e i d e n d ist jedoch der Umstand dass diskordante Größen- und Gewichtsunterschiede insbesondere bei eineiigen Zwillingen innerhalb von Wochen und Monaten nach der Geburt wieder a u s g e g l i c h e n werden. Die möglichen Unterschiede in Stuhlqualität und -Zusammensetzung werden schnell nivelliert, weil sie lediglich Ausdruck verzögerter Reifungs- und Differenzierungsprozesse beim kleineren Zwilling sind. Dadurch ergeben sich meiner Meinung nach k e i n e Perspektiven für eine Lösung des weltweiten Adipositas-Problems.