Ich kann fast nicht glauben, was Frau Professor Karin Kraft/Uni Rostock zum Thema "Sprechstunde Naturheilkunde - Hyperthyreose" in der MMW schreibt. Da ist von "latenter Schilddrüsenüberfunktion" die Rede, denn manifeste Hyperthyreosen oder gar thyreotoxische Krisen dürfen die Patienten nicht haben. Bei der Phytotherapie mit "Wolfstrappkraut" (Thyreogutt® mono oder thyreo-loges®), gibt die Autorin selbst zu bedenken, würden nicht mal die "erhöhten Schilddrüsenhormonwerte" gesenkt.
Gleichwohl gibt sie als Zusatztherapie Hydrotherapie und Neuraltherapie an. Durch "eine Hydrotherapie" solle "bei Hyperthyreose... die Aktivität durch lokale Kälteeinwirkung gedämpft" werden. Kühlende "Heilerde-Halswickel" werden mit "mehrmals wechseln!" anempfohlen. Wem dann immer noch (latent) zu warm ist, bekäme "kühle Rumpfwickel dreimal täglich", ergänzt durch "kühle Oberkörperwaschungen, kalte Wadenwickel, Wassertreten". Die Körperkerntemperatur solle offenbar so stark gesenkt werden, dass die "latente Hyperthyreose" bei einer Unterkühlungsbehandlung nicht wirklich klinisch relevant ist. Und wer dem noch entgehen konnte, solle lt. Prof. Kraft "abendliche Baldrianbäder (36-38 °C für 20 min)" genießen.
Als Ultima Ratio werden "mit 1 % Procain... Schilddrüsenpole... Schilddrüsenkapsel... gespritzt", meint die Autorin. Procain hat von allen neuraltherapeutisch verwendbaren Lokalanästhetika das risikoreichste Neben- und Wechselwirkungsprofil und darf wegen möglicher Toxizität durch schnelle Resorption in gut durchblutetem Gewebe nicht angewendet werden.
Quelle: "Sprechstunde Naturheilkunde - Hyperthyreose": MMW-Fortschr. Med. Nr. 8/2012 (154. Jg.) S. 30