'Idiopathic Sudden Sensorineural Hearing Loss ISSNHL with Swindle?'
Bei plötzlichem Hörverlust versuchte eine retrospektive japanischen Studie (Laryngoscope 2012; online 23. März) nachzuweisen, dass lokale Steroidinjektionen in das Trommelfell ergänzend zur systemischen Steroidgabe eher zum Wiedererlangen des Hörvermögens führen, als die Kombination systemische Steroide plus hyperbare Sauerstofftherapie. Eine IT-Gruppe hatte einmal wöchentlich über 4 Wochen unter Lokalanästhesie Dexamethason-Injektionen ins Trommelfell erhalten. Eine HBO-Gruppe hatte über zwei Wochen an jedem Wochentag bei einstündigen Sitzungen in einer hyperbaren Kammer 100 % Sauerstoff eingeatmet.
Die IT-Gruppe zeigte in knapp 80 % eine verbesserte Hörleistung, in der HBO-Gruppe waren es nur knapp 70 %. Bei Teilnehmern ohne Schwindelsymptome blieb die Verbesserung der Hörleistung durch lokale Steroidinjektionen signifikant, bei Patienten mit Schwindel nicht. Negativ zu Buche schlugen Trommelfellperforationen, bei knapp 9 Prozent IT-Patienten mit Myringoplastik zu behandeln. Bei fast 7 Prozent HBO-Patienten wurde das Trommelfell bei purulenter Otitis media durchstochen.
Dazu mein Kommentar:
• Der Evidenzgrad dieser retrospektiven Studie wird von den Autoren selbst mit 2b eingeschränkt.
• Das Trommelfell des Menschen hat als kreisförmige Membran einen Durchmesser von ca. 8 - 10 mm und eine Dicke von etwa 100 µm (0,1 mm).
• Eine gezielte Steroidinjektion nur ins Trommelfell ("intratympanic steroid administration") ist höchst diffizil. Der Kanülenanschliff bei 27-G-(Gauge)-Kanülen mit 0,4 mm Ø ist länger als 1 mm.
• Dadurch erklären sich die Trommelfellperforationen (9 % Myringoplastik) in der IT-Gruppe.
• Hyperbare Sauerstofftherapie (HBO-Gruppe) mit 14 Stunden Druckkammer Aufenthalt in 2 Wochen kann eine Otitis media durch Einpressen von Sekret in die Paukenhöhle provozieren.