Lungenentzündungen bei Kindern diagnostiziert man standardmäßig mit Röntgenuntersuchungen. Allerdings können die Strahlen das Wachstum der kindlichen Zellen schädigen. Die Sonografie ist eine schonende und effektive Alternative, so das Ergebnis einer aktuellen Studie.
Bei Kindern unter fünf Jahren gehören Lungenentzündungen zu einer der weltweit häufigsten Todesursachen. Wenn ein Verdacht auf die Erkrankung besteht, kann die Ultraschalldiagnostik in vielen Fällen eine strahlenfreie und schonendere Alternative zur Röntgenuntersuchung sein, sofern sie bei Bedarf durch ein Röntgen ergänzt wird. Darauf weisen Experten der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) hin.
Vielen jungen Patienten könnte eine Röntgenuntersuchung durch eine Ultraschalldiagnostik erspart bleiben, betonen die Experten. „Um zügig mit einer effektiven Behandlung beginnen zu können, brauchen wir eine schnelle und sichere Diagnose“, erklärt Dr. Jörg Detlev Moritz, Leiter der Abteilung für Kinderradiologie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Kiel. Bisher gilt bei Verdacht auf Lungenentzündung eine Röntgenuntersuchung der Lunge als Standard. „Röntgen birgt jedoch insbesondere für Kinder ein gewisses Risiko, da Röntgenstrahlen Zellen im Wachstum schädigen können“, erklärt der Experte. Zudem häufen sich mögliche Strahlenschäden im Laufe des Lebens im Körper an. Die Sonografie ist bei Kindern deshalb bereits heute das am häufigsten eingesetzte bildgebende Verfahren.
Einer aktuellen Studie aus den USA zufolge eignet sich der Ultraschall auch zur sicheren Diagnose einer Lungenentzündung bei Kindern. Die Ärzte eines New Yorker Krankenhauses untersuchten 191 Kinder mit Verdacht auf Lungenentzündung zunächst mit dem Ultraschallgerät. Wenn die Sonografie keine klare Diagnose ergab, griffen die Mediziner auf die Röntgenuntersuchung zurück. Auf diese Weise verringerte sich die Anzahl der Röntgenuntersuchungen um fast 40 Prozent. In der Studie blieb keine Lungenentzündung unentdeckt. Zudem stellte sich heraus, dass Ultraschalluntersuchungen weniger Zeit in Anspruch nehmen als Röntgenuntersuchungen. Besonders bemerkenswert am aktuellen Ergebnis ist zudem, dass erfahrenere Ultraschallmediziner nur halb so viele Kinder röntgen mussten, um die Diagnose abzusichern, wie die weniger routinierten Neulinge auf dem Gebiet. „Eine Schulung der Ärzte zur Ultraschalldiagnostik bei Lungenentzündungen ist daher ein entscheidender Schritt für eine sichere und schonende Diagnose“, betont Moritz. Originalpublikation: Feasibility and Safety of Substituting Lung Ultrasonography for Chest Radiography When Diagnosing Pneumonia in Children : A Randomized Controlled Trial Brittany Pardue Jones et al.; CHEST, doi: 10.1016/j.chest.2016.02.643; 2016