Dr. med. Thomas Georg Schätzler
Kleppingstr. 24
Facharzt für Allgemeinmedizin
44135 Dortmund
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Email: <th.g.schaetzler@gmx.de>
Kommentar: 20.06.2010
Was für eine desolate Gesundheitspolitik?
Nach einem Überschuss der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV)
von 1 Milliarde Euro in 2009 jetzt Kassandrarufe mit geschätzten Defi-
ziten von 9 Milliarden in 2010. Hektische Streichorgien bei der Koalition,
Panik bei den Krankenkassen, Verunsicherung seitens der Patienten.
Und dann die nach der Einführung des Kopfstands in der Geburtshilfe
zweitdümmste Idee in der Gesundheitspolitik: Die Kopfpauschale!
Die GKV ist aber keine Versicherung, sondern eine Umlagekasse. Alle
Mitglieder dieser Risiko-Lebensgemeinschaft zahlen ein: Jeder prozentual
nach seinen Einkünften und Möglichkeiten gemeinsam mit einem dynami-
sierten Arbeitgeberanteil.*
Und dann kommt ein sozial inkompetenter, angelernter FDP-Mann und
kündigt eine kollektive Einheitspauschale an. Eine Flatrate, mit der jede(r)
Gesundheits- und Krankheitsleistungen, ambulante, stationäre,
konservative, operative und palliative Medizin beliebig oft abgreifen kann,
ohne dass ärztliche Vernunft und Augenmaß gefragt wären? Die Flatrate
bei Alkohol, die „all-you-can-eat“ Mentalität, das besinnungslose
Abgreifen von Ressourcen, sonst überall vernünftigerweise geächtet und
gefürchtet, in unserem Gesundheitswesen soll die organisierte Maßlosig-
keit per Flatrate-Gesundheitsprämie eingeführt werden?
Fünf Vorschläge dagegen!
1. Alle GKV-Patienten, auch die noch Gesunden, bekommen einen Brief
Ihrer Krankenkasse, in der die Prinzipien und Probleme einer Umlage-
kasse erklärt und der irreführende Versicherungsbegriff erläutert werden.
2. Alle Beteiligten (Patienten, Ärzte, Pharmaindustrie, Medizintechnik,
Praxen, Krankenhäuser, Betreiber, Verwaltungen, Krankenkassen und
Behörden) müssen Augenhöhe und Augenmaß trainieren nach dem Motto:
Was würden Sie Ihren Angehörigen als nächste medizinische Maßnahme
empfehlen oder abraten.
3. Prinzipien der Stufendiagnostik und –therapie über Grundversorgung
-> Hausarzt-> Facharzt-> Med. Zentrum/Krankenhaus/Uniklinik
(case control, flexible response, pay for performance) werden gestärkt.
4. 10% der Alkoholsteuer und 10% der Tabaksteuer fließen in die GKV
mit weiteren 2% Steigerungen jährlich bis auf 20% Anteil in 5 Jahren.
5. Bürokratiemonster in allen Bereichen der GKV werden des Landes verwiesen.
*vgl.: „Kopflos in die Kopfpauschale“ in Theorie und Praxis der Sozialen Arbeit
(TUP) 61, H. 3, Juni 2010, S. 207-210, Juventa Verlag, Weinheim
Dr. med. Thomas G. Schätzler Facharzt für Allgemeinmedizin Dortmund