Gestern ging auf RTL die Doku-Soap "Undercover Boss" in nächste Runde. Seit nunmehr fünf Staffeln arbeiten Unternehmenschefs verdeckt in ihrer eigenen Firma, um dadurch eine neue Perspektive auf die Arbeitsabläufe zu bekommen. Dabei läuft der Einsatz immer nach demselben Schema ab: Die Führungskraft wird verkleidet und arbeitet dann als Praktikant an mehreren Unternehmensstandorten und in verschiedenen Jobs. Dabei lernt er dann verschiedene, stets hoch motivierte Mitarbeiter von der Basis und deren Arbeit kennen und kann so und im Gespräch mit den Angestellten Verbesserungspotential erkennen. Am Ende wird die Situation aufgeklärt, und die beteiligten Mitarbeiter belohnt.
Mehrere Dinge finde ich an dieser Sendung irritierend:
1. Der Undercover Boss wird nur selten enttarnt, obwohl suggeriert wird, dass diese Gefahr ständig besteht, weil ihn scheinbar im wahren Leben jeder kennt. Jetzt im Ernst: Welcher niedere Angestellte eines großen Konzerns, gegebenenfalls sogar Franchises weiß, wie der Vorstandsvorsitzende aussieht und würde ihn auf Anhieb erkennen? Schließlich stellt zum Beispiel McDonnald's Vorstand Bane Knezevic keine Hamburger-Verkäufer persönlich ein.
2. Außerdem sollte doch spätestens seit der 2. Staffel jeder Mitarbeiter eines Unternehmens höchst mistrauisch werden, wenn bei ihm plötzlich ein "Praktikant" auftaucht, der zufällig von einem Kamerateam begleitet wird. Schließlich sind wir nicht bei versteckte Kamera, und viele werden die Sendung kennen. Also ist die Sendung inzwischen sehr unrealistisch.
3. Der Boss trifft immer nur auf fleißige Angestellte, die ihren Job allen Widrigkeiten zum Trotz bestens erledigen. Nie deckt er irgendwelche Missstände auf, trifft auf unmotivierte oder faule Arbeiter, die ihren Arbeitgeber in irgendeiner Form hintergehen. Die muss es doch auch (überall?) geben.
Kurz Undercover Schwachsinn...
Titelbild: © Ich und Du / PIXELIO