An einem Samstag Mittag ereilt den Bereitschaftsdienstarzt der Urologie ein dringender Anruf aus Teneriffa (größte Insel der Kanaren, eigene Universität mit Medizinischer Fakultät, ortsansässigen Urologen, Entfernung: Luftlinie etwa 3.200 km, 4 Stunden Flugzeit). Ein Spanischer Arzt ist am Telefon: Er habe einen Deutschen Patienten (Originalzitat: "Hochprivat!"), der habe zum wiederholten Male einen akuten Harnverhalt und sei transurethral nicht katheterisierbar. Deshalb habe man ihm auch schon zuvor einen suprapubischen Katheter gelegt gehabt, welcher jedoch inzwischen wieder entfernt worden sei. Aufgrund des erneuten akuten Harnverhaltes gebe man dem Patienten schon keine Flüssigkeit mehr, weshalb er bereits mit den Retentionswerten ansteige. Der Patient habe nun den Wunsch, sich in unserer Klinik behandeln zu lassen. Man möchte ihn daher einfliegen lassen, so dass er dann zur Weiterversorgung am Sonntag zwischen 02:00 Uhr und 03:00 Uhr nachts eintreffen würde.
Der Hinweis, dass es unter den gegebenen Umständen medizinisch doch nicht sinnvoll sei, den bedauernswerten exsikkierten Mann noch weitere 14 Stunden mit einem Harnverhalt warten zu lassen, ihn einmal quer durch Europa zu fliegen, nur um ihm dann in Deutschland zunächst eine Harnableitung zu legen, wird weit von sich gewiesen. Auch auf das Angebot, ihm doch in Spanien zunächst wieder einen suprapubische Katheter zu legen, um ihn dann geplant im Laufe der folgenden Woche zur weiteren urologischen Therapie zu uns zu verlegen, wird nicht eingegangen. Wenn wir ihn unter den genannten Bedingungen nicht übernehmen wollten, dann würde man den Patienten eben woanders hinschicken.
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Titelbild: © Thommy Weiss / PIXELIO