Bei Schussverletzungen in diverse Körperteile können die Projektile zum Teil eine ungewöhnliche Bahn nehmen. Der folgende, publizierte Fall aus den 70er Jahren ist jedoch höchst erstaunlich:
Ein Sportschütze hatte seine nicht gesicherte Waffe in den Gürtel gesteckt und dabei unbeabsichtigt einen Schuss ausgelöst. Die Kugel drang dabei in den rechten Unterbauch ein, prallte am Schambein ab und drang in die Peniswurzel ein, folgte dem Schaft und blieb in der Glans penis stecken. Klinisch fand sich neben der kleinen Eintrittswunde ein hämatomverfärbter und deutlich angeschwollener Penis. Im Röntgenbild konnte das Projektil eindeutig in der Glans nachweisen, wo es über eine kleine Inzision entfernt wurde. Inwieweit es zu einer postoperativen erektilen Dysfunktion kam, ist nicht bekannt.
Schussverletzungen des Genitale sind durchaus bekannt, aber dieser Kunstschuss dürfte wohl einzigartig sein. Für die Behandlung ist die Bestimmung der Ein- und gegebenenfalls Austrittsstelle sowie die operative Entfernung der Kugel wichtig. Da der Schusskanal in der Regel nicht komplett exzidiert werden kann, sollte eine Antibiotikaprophylaxe erfolgen. Der Tetanusimpfschutz ist zu erfragen und bei Bedarf aufzufrischen.
Titelbild: © Arno Bachert / PIXELIO