Über die denkwürdigen Dinge, die man als Urologe gelegentlich aus der Harnblase oder der Harnröhre von Patienten fischen kann (Kugelschreiber, Telefondrähte, Tannenzweige, Perlenketten, Kaugummi, Bauschaum etc.), wurde bereits in Rahmen dieses Blogs berichtet. Fremdkörper im Harntrakt als Ursache von Erkrankungen sind also nicht ungewöhnlich. Aber der folgende Bericht über einen Patienten mit einer komplizierten Nierenkolik erstaunt selbst erfahrene Fachärzte.
Der Mann stellte als Notfall sich mit kolikartigen Unterbauchschmerzen unter dem Verdacht eines akuten Abdomens vor. Dem untersuchenden Chirurgen gestand er, dass er sich zuvor in autoerotischer Absicht Maden in die Harnröhre eingeführt habe, welch aber nach der Masturbation nicht wie sonst beim Wasserlassen herausgespült worden seien. Also wurde der Urologe hinzu gezogen: Bei der weiterführende Diagnostik kam eine rechtsseitige Harnstauung mit Fornixruptur ohne Konkrementnachweis zur Darstellung, so dass zystoskopisch eine Harnleiterschiene gelegt wurde, wobei sich lediglich ein ödematös geschwollenes Ureterostium zeigte. Im weiteren Verlauf konnte dann nach Entfernung des Double-J-Stents eine etwa 1,3 cm große Made aus der Harnblase geborgen werden. Es muss davon ausgegangen werden, dass das Insekt initial in den Harnleiter gewandert war und so die Nierenkolik verursacht hatte.
Der Fall zeigt einmal mehr: Es gibt in der Medizin nichts, was es nicht gibt!
Titelbild: © Sigrid Rossmann / PIXELIO