Die Zahl der Prostatakrebs-Patienten wird bis zum Jahr 2050 stark ansteigen. Der Anteil der über 60-Jährigen – eine gefährdete Gruppe – verdoppelt sich. Die onkologische S3-Leitlinie stellt nun Neuerungen in der Strahlentherapie bis hin zur medikamentösen Behandlung vor.
Das Prostatakarzinom ist mit 25,4 % aller diagnostizierten Krebserkrankungen die häufigste Krebserkrankung des Mannes in Deutschland. Jährlich erkranken etwa 58.000 Männer in Deutschland neu an diesem Tumor, etwa 12.000 versterben pro Jahr an den Folgen von Prostatakrebs. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei ca. 69 Jahren. Da sich der Anteil der über 60-Jährigen in der Bevölkerung bis zum Jahr 2050 voraussichtlich verdoppelt, wird im gleichen Umfang auch eine Zunahme der Prostatakrebserkrankungen erwartet.
Leitlinien stellen ein wesentliches Instrument zur Förderung von Qualität und Transparenz medizinischer Versorgung dar. Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF), die Deutsche Krebsgesellschaft e.V. und die Deutsche Krebshilfe wollen mit dem im Februar 2008 gestarteten Leitlinienprogramm Onkologie gemeinsam die Entwicklung und Fortschreibung sowie den Einsatz wissenschaftlich begründeter und praktikabler Leitlinien in der Onkologie unterstützen. Zu den bisher bestehenden diagnostischen Möglichkeiten beim Prostatakarzinom ist unter anderem die MRT-Ultraschall-Fusionsbiopsie hinzugekommen: Während einer ultraschallgestützten Gewebeentnahme ermöglicht sie die gezielte Ausrichtung der Biopsienadel auf Herde, die zuvor in einer Magnetresonanztomographie auffällig geworden sind. Neue Varianten der Positronenemissionstomographie können außerdem gezielt Prostatakrebszellen nach einem Rückfall aufspüren, und zwar mithilfe eines radioaktiven Markers, der das Prostataspezifische Membranantigen (PSMA) erkennt.
Im Bereich der Prostatakrebstherapie werden derzeit vermehrt sogenannte hypofraktionierte Bestrahlungskonzepte diskutiert, bei der man die erforderliche Strahlendosis in kürzerer Zeit als bei der konventionellen Bestrahlung verabreicht. Außerdem haben Studien mittlerweile gezeigt, dass Patienten in gutem Allgemeinzustand, die unter einem metastasierten hormonsensitiven Prostatakarzinom leiden, von einer kombinierten Hormon-Chemotherapie mit Docetaxel profitieren. „Bei der Überarbeitung der Leitlinie haben wir diese diagnostischen und therapeutischen Verfahren priorisiert und aus den besten verfügbaren wissenschaftlichen Evidenzen Empfehlungen für ihren Einsatz abgeleitet“, erklärt Prof. Dr. Manfred Wirth vom Universitätsklinikum Dresden, Koordinator der Leitlinie. Originalquelle: Leitlinienprogramm Onkologie aktualisiert Empfehlungen zur Diagnostik und Behandlung des Prostatakarzinoms Deutsche Krebsgesellschaft; Pressemitteilung; 2016