Wir sind kompetent. Jawohl, das haben wir Schwarz auf Weiß bestätigt.
Ein Trend der letzten Jahre ist die Zentrumsbildung: Brustzentrum, Darmzentrum, Beckenbodenzentrum, Schmerzzentrum und – die Urologen schließen sich hier natürlich nicht aus – Prostatazentrum bzw. Prostatakarzinomzentrum sind nur einige Beispiele. Allen Orten schießen qualitätsgesicherte und zertifizierte Kompetenzzentren aus dem Boden, teils vom Gesetzgeber so gewollt, teils in vorauseilendem Gehorsam. Man erhofft sich einen Standortvorteil mit einem Zugewinn an Patienten.
Für die jeweilige Abteilung bedeutet die Zentrumsgründung in erster Linie mehr bürokratische Arbeit: Jeder Arbeitschritt muss sorgfältig dokumentiert, jeder Fall gegebenenfalls interdisziplinär diskutiert und umfangreiche Ablaufbeschreibungen und Qualitätssicherungsmaßnahmen erstellt werden. Ob der einzelne Patient davon einen Gewinn hat, erscheint mir mehr als fraglich.
Wenn ein Mann mit Prostatakarzinom zur radikalen Prostatektomie in die Klinik kommt muss er mehrere Fragebögen zur Potenz, Miktion und Lebensqualität ausfüllen, muss ein psychoonkoligisches Konsil erhalten und vom Sozialdienst gesehen werden. Als Patient, der eigentlich nur von seiner Krebserkrankung geheilt werden möchte, würde ich mich da überfordert und eher unwohl fühlen.
Warum also Zentren?
So sind die Zeichen der Zeit.
Unsere Abteilung möchte übrigens gerne Prostatakarzinomzentrum werden...
;-)
Titelbild: © Ich und Du / PIXELIO