Über 2.800 Probanden zwischen 52 und 76 Jahren wurden zu ihrer Lebenseinstellung befragt. Das Ergebnis: Pessimistische Sichtweisen scheinen ein Risikofaktor für einen kardiovaskulären Tod zu sein. Optimismus schützt aber nicht.
„Alles Leben ist Leiden“: Diese fernöstliche Weisheit hat ihre Entsprechung auch in harten Statistiken gefunden. Mikko Pänkäläinen aus dem finnischen Lahti bringt die Lebenseinstellung mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung.
Für eine Studie rekrutierte Pänkäläinen 2.815 Probanden zwischen 52 und 76 Jahren. Sie unterzogen sich zu Beginn einem revidierten „Life Orientation Test“. Seit seiner Entwicklung im Jahr 1994 ist die Relevanz bei einer Vielzahl psychologischer und medizinischer Bereiche demonstriert worden. In Längsschnittstudien gelang es Forschern, Zusammenhänge zwischen Optimismus und psychischem Wohlbefinden, körperlicher Gesundheit, positiven Genesungsverläufen und geringerer Mortalität nachzuweisen. Genau hier setzten finnische Wissenschaftler an. Innerhalb von elf Jahren starben 8,3 Prozent der teilnehmenden Männer und 2,8 Prozent der Frauen an koronaren Herzerkrankungen. Auf der Skala waren die Dahingeschiedenen pessimistischer als Überlebende gewesen. Hier lag der Unterschied bei 4,78 versus 3,77 Pessimismus-Zählern. Maximal sind zwölf Punkte möglich. Optimisten lebten keineswegs länger. Nur der Pessimismuswert hatte Relevanz.
Bleibt als Kritikpunkt, dass später verstorbene Patienten per se hohe kardiovaskuläre Risiken hatten, etwa durch niedrige Werte an HDL-Cholesterin oder schlecht eingestellte Blutzuckerwerte. Teilweise nahmen Probanden orale Antidiabetika oder Antihypertensiva ein. Insofern bleibt als Vermutung, dass bei diesem Gesundheitszustand ein gewisser Pessimismus als Zustandsbeschreibung durchaus nahe liegt. Diesen Schwachpunkt korrigierte Pänkäläinen durch eine multivariate Analyse, um mehrere Variablen zu untersuchen. Unabhängig von diversen Vorerkrankungen erwies sich Pessimismus als Risikofaktor. Statistiker teilten alle Probanden anhand ihres Pessimismuswerts in vier Gruppen ein. Das KHK-bedingte Mortalitätsrisiko war in der Quartile mit besonders negativ eingestellten Menschen doppelt so hoch wie in der Gruppe mit den wenigsten Pesimismus-Punkten. Ob die Lebenseinstellung bald Teil von KHK-Risikoscores wird, ist fraglich. Prospektive Kohortenstudien haben in der Aussagekraft bekanntlich ihre Schwächen.