Das postoperative Durchgangssyndrom kann zu den merkwürdigsten Verwicklungen führen:
Bis zu jenem denkwürdigen Tag war es an unserer Abteilung üblich, dass man operativ entfernte Harnsteine (nach Ureterorenoskopie, Pyelolithotomie etc.) in einem verschlossenen Gefäß dem Patienten auf sein Nachtschränkchen stellte, um gewissermaßen den OP-Erfolg sichtbar zu dokumentieren. Dies wurde auch von allen Patienten gewürdigt.
So auch in diesem Fall: Durch Sectio alta waren zwei große und mehrere kleine Blasensteine bei einem 72jährigen Mann geborgen worden und in einem Probenbecher mit Schraubverschluss mit auf Station gegangen. Soweit, so gut. Bei der postoperativen Visite lag der Patient dann noch im Halbschlaf in seinem Bett und war munter mit Kauen beschäftigt, wobei es laut vernehmlich knirschte und knackte. Er naschte jedoch keine Bonbons, sondern war fleißig dabei, seine Blasensteine zu verspeisen.
Wir haben ihm die noch verbliebenen Konkremente natürlich weggenommen.
Die Lehre, die wir aus diesem Erlebnis gezogen haben, ist, dass wir den Patienten die Steine erst am Folgetag zeigen.
Guten Appetit!
Titelbild: © Erwin Lorenzen / PIXELIO