Neben der Penisfraktur und der Staubsaugerverletzung zählt das Thema Fremdkörper im Harntrakt sicherlich zu den Highlight jeder Urologievorlesung.
Es ist schon erstaunlich, was sich Menschen in autoerotischer oder wie auch immer gearteter Absicht in die Harnröhre oder gar Harnblase schieben: Aus eingener urologischer Praxis kann ich über Kugelschreiber, Telefondrähte, Tannenzweige, Perlenketten und vieles mehr berichten. Der Fantasie der Patienten sind hier scheinbar keine Grenzen gesetzt. Wo dem normale Menschen bereits die Vorstellung, sich diesen oder jenen Gegenstand in bzw. durch die Harnröhre zu schieben, Phantomschmerzen verursacht, sind diese Patienten nicht selten Wiederholungstäter. Entsprechend vernarbt kann dann die Harnröhre sein. Derselbe Urologe wird hingegen häufig aus Scham nur ein einziges Mal konsultiert.
Die Motivation überrascht hingegen gelegentlich: So erzählte der junge Mann mit der Perlenkette in der Harnblase, welche wir dann zystskopisch bergen konnten, dass er seiner Verlobten dieses Schmuckstück überreichen wollte, indem er es aus seinem Penis zog. Leider hatte er die Kette jedoch zu tief hineingeschoben und bekam sie nicht mehr heraus. Ihm konnte urologisch geholfen werden. Ob es der Beziehung geholfen hat und die Ehe zustande kam, ist nicht bekannt.
Eine weitere Kuriosität, welche jedoch bereits mehrfach in Form von Kasuistiken veröffentlich wurde, sind Drähte, welche sich die Patienten bis in die Blase geschoben hatten, wo es dann zu einer Knotenbildung gekommen war, so dass sie nicht mehr herausgezogen werden konnten. Es blieb nur die operative Entfernung mittels Sectio alta.
Ein anderer Patient hatte sich getrocknete Linsen durch die Urethra geschoben und leider nicht bedacht, dass diese in dem feuchten Milieu quellen würden. Auch ihm musste operativ transurethral geholfen werden.
Problematisch wird es dann, wenn die Patienten aus Scham, den Arztbesuch hinauszögern und die Fremdkörper zur Steinbildung und/oder Infektion führen. Diese Fälle haben schon in der Zystektomie geendet.
Aufgrund des hohen Wiederholungsrisikos empfielt es sich, diese Patienten einer Sexualtherapie zuzuführen.
Titelbild: © Andrea Damm / PIXELIO