Die bilaterale Vasektomie gilt im Allgemeinen als sicher: eine wenig invasive Operationsmethode (in der Regel ambulant in Lokalanästhesie durchgeführt) mit niedriger Komplkationsrate und im Hinblick auf die Empfängnisverhütung niedriger Versagerquote im Promillebereich. Dies trifft auch in den meisten Fällen zu.
Wir hatten jedoch in unserer Klinik einen Fall, bei dem der Patient nach einer auswärtigen Vasektomie eine ischämische Hodennekrose entwickelt hatte:
Der 43jähriger Patient wurde vom Hausarzt zugewiesen, da er nach einer zwei Tage zuvor durchgeführten, ambulanten Vasektomie anhaltende Hodenschmerzen entwickelt hatte. Bei der klinischen Untersuchung fand sich bei reizlosen Operationswunden ein kleines Skrotalhämatom, der rechte Hoden erschien palpatorisch leicht geschwollen und stark druckdolent. Sonographisch kam ein inhomogen echogeminderter Hoden zur Darstellung, welcher im Duplex perfusionsgemindert war. Bei der skrotalen Hodenfreilegung zeigte sich eine komplette ischämische Hodennekros, die histopathologische Untersuchung des Orchiektomiepräpatates bestätigte die Diagnose. Die spätere Rücksprache mit dem Operateur ergab, dass auf der betroffenen Seite intraoperativ eine stärkere Blutung mittels Koagulation gestillt worden war.
Was kann man daraus lernen?
In der Fachliteratur sind immer wieder Fälle mit zwar sehr seltenen, aber schweren Komplikationen nach Vasektomie beschrieben worden: ein Vas-deferens und Samenblasenabszess, eine arteriovenöse und vasovenöse Fistel, eine Founier'sche Gangrän, eine fulminante Lungenembolie, eine Endokarditis und eben eine Hodennekrose. Als Operateur sollte man über diese möglichen Komplikationen Bescheid wissen, um sie frühzeitig zu erkennen und behandeln zu können. Ferner empfielt es sich, bereits im Vorgespräch nach möglichen Risikofaktoren zu fragen und gegenenenfalls eines entsprechende Prophylaxe einzuleiten. Auch sollte die Blutstillung am Samenstrang kritisch und gezielt erfolgen.