Ein seltsames Phänomen in unserer Urologischen Abteilung ist das sogenannte "Freitags-Ei": Gemeint sind Patienten, die bevorzugt an einem Freitag Nachmittag und aus umliegenden Krankenhäusern zu uns verlegt werden.
Meistens wurden diese Patienten bereits mehrere Tage zuvor mit zum Beispiel kolikartigen Flankenschmerzen aufgenommen und teils umfangreich diagnostiziert, bevor den Kollegen -- eben häufig am Freitag Nachmittag -- einfällt, dass es sich ja um eine urologische Erkrankung handeln könnte und eine fachgerechte Verlegung angebracht wäre. Berüchtigt ist in dieser Beziehung vor allem eine benachbarte Innere Abteilung, wo dann in der Regel bis zu diesem Zeitpunkt bereits mindestens eine Gastroskopie, Koloskopie und zuletzt ein Abdomen-CT durchgeführt wurden. Gerne handelt es sich bei diesen Patienten auch um alte, demente, multimorbide Patienten (Gomer) mit einem fieberhaften Harnwegsinfekt oder einer seit Tagen vor sich hin schwelenden Urosepsis, so dass tatsächlich akuter Handlungsbedarf besteht. Nur hätte man die urologische Behandlung eben gerne früher und nicht unmittelbar vor dem Wochenende eingeleitet. Denn häufig verursachen diese Verlegungen dann jede Menge Arbeit und Überstunden für alle Beteiligten, denn sie brauchen als Notfalleingriff einen Doppel-J-Stent, eine perkutane Nephrostomie oder gar eine Nephrektomie oder ähnliches. Gerne gesehen sind in diesem Zusammenhang auch mehrere Tage alte Hodentorsionen, Skrotalabszesse und ähnliches.
Eben das Freitags-Ei.
Titelbild: © Tim Reckmann / PIXELIO