Genau 30 neue Medikamente haben pharmazeutische Hersteller im Jahr 2016 auf den Markt gebracht. Bei Antibiotika ist die Ausbeute eher mager, aber im Sortiment befinden sich auch Pharmaka gegen Krebserkrankungen oder Blutgerinnungsstörungen.
Birgit Fischer, Hauptgeschäftsführerin des Verbands der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa), bezeichnet 2016 als „erneutes Jahr mit hohem Output der industriellen Pharmaforschung“. Insgesamt erblickten 30 neue Wirkstoffe das Licht der Welt - sprich des Marktes. Quelle: vfa
Wenig überraschend richtet sich ein Drittel der neuen Pharmaka gegen verschiedene Krebsformen. Darunter sind neun Chemotherapeutika und ein Impfstoff gegen Gebärmutterhalskrebs. Fischer spricht in diesem Zusammenhang vom „enormen Erkenntnisfortschritt über Ursachen und Prozesse von Krebserkrankungen“. Das ist nur ein Teil der Wahrheit. Nach wie vor gelten Neoplasien als zweithäufigste Todesursache in Deutschland – und damit als milliardenschwerer Wachstumsmarkt.
Ein weiterer Fokus lag auf den angeborenen Gerinnungsstörungen Hämophilie A oder B. Betroffene benötigen Zeit ihres Lebens alle paar Tage eine Infusion mit Gerinnungsfaktoren. Jetzt profitieren sie von Faktoren, die länger im Blut zirkulieren – sprich seltener verabreicht werden müssen. Der vfa rechnet in 2017 mit weiteren Neueinführungen in diesem Bereich.
Lediglich zwei Antibiotika befinden sich unter den Markteinführungen. Fischer muss eingestehen, dass „ein weiterer Ausbau dieser Aktivität nötig ist, damit die Medizin der Resistenzbildung von Keimen voraus bleibt“.
Auch bei Wirkstoffen gegen seltene Erkrankungen konnten forschenden Hersteller Erfolge für sich verbuchen. Die Wirkstoffe kommen bei angeborenen Stoffwechselstörungen, bei seltenen Krebsarten wie dem Neuroblastom oder bei Tag-Nacht-Rhythmusstörungen zum Einsatz. Dazu ein Beispiel: Ärzte verordnen Afamelanotid, sollten Patienten an erythropoetischer Protoporphyrie leiden. EU-weit sind weniger als einer von 2.000 Menschen betroffen. Für Deutschland rechnet der Gemeinsame Bundesausschuss mit Kosten zwischen 65.945,94 und 87.959,75 Euro pro Jahr und Person.
Darüber hinaus haben sich Labors mit bekannten Wirkstoffen befasst und versucht, die Therapie zu optimieren. Für HIV-Patienten gibt es neue Kombinationspräparate, um die Einnahme mehrerer Einzelmedikamente zu vermeiden. Seit Jahren ist bekannt, dass die Adhärenz sinkt, je mehr Pharmaka pro Tag eingenommen werden. Weitere Arzneimittel gibt es in spezieller Galenik für Säuglinge und Kleinkinder. Und mit Liposomen wollen Onkologen ein Zytostatikum direkt an Bauchspeicheldrüsentumore bringen.