Gute sechs Wochen ist unsere Gesundheitsreform nun schon in Kraft, Zeit für eine erste Zwischenbilanz:
Wie läuft es denn nun mit dieser Jahrhundertreform? Es läuft irgendwie...
Ich kann an dieser Stelle ja nur für den sog. Rabattvertragsschlamassel berichten, aber drei Datenupdates unseres Softwarehauses später und nach einigen nachgeschobenen Verträgen der größeren Kassen bin ich immerhin in der Lage den Großteil der Patienten angemessen zu versorgen. Streng LEGAL versteht sich!
Dennoch beschleichen mich mehrmals am Tag ernsthafte Zweifel an der Sinnhaftigkeit einiger Regelungen:
- die wenigsten Ärzte wissen zur Zeit, welche Medikamente ihre Patienten eigentlich einnehmen
- die Austauschbarkeit von Tabletten und Kapseln stehen nicht selten in Widerspruch zur Dosierungsanleitung - haben Sie schon mal versucht eine Kapsel zu teilen? (Durchschnittskosten pro Tagesdosis lassen grüßen)
- Dispergierbare Arzneiformen werden Tabletten gleichgesetzt, kein Problem für einen nicht-bettlägerigen Diclofenac-Patienten - und die anderen?
- bei einer Akutmedikation mit einem Antibiotikum kurz vor Feierabend muss ich den Patienten auf den nächsten Tag (ggf. wie heute auf übermorgen)vertrösten, weil ich das eine Rabattvertragsantibiotikum dieser Exotenkasse nicht auch noch vorrätig habe.
Alles TOTAL...EGAL..
So, und nun zum Mittelteil:
Ich werde mich in Zukunft dann und wann gezwungenermaßen in die ILLEGALITÄT begeben, nämlich dann, wenn ich das Patientenwohl höher einschätze, als manche Bürokratenregelung...
- wenn die Chemotherapiepatientin ganz andere Sorgen hat
- wenn der 80 jährige alleinstehende Rentner mit dem Austausch seiner gewohnten Medikamente offensichtlich überfordert ist, und ich Angst um seine Gesundheit habe
- wenn ich Notdienst habe
- und immer dann, wenn der Patient nicht bis übermorgen warten kann!
Retaxiert mich doch!!