Überall im Gesundheitswesen lauert die Verschwendung. Verschwendung durch unnötig verordnete Arzneimittel, Verschwendung durch ärztliche Fehlbehandlungen, Verschwendung durch überhöhte Managergehälter bei den Krankenkassen usw. Klar - bei diesem Druck musste die Verschwendung irgendwann auch mal im Gesundheitsministerium ankommen.
Und tatsächlich: Ausgerechnet im trägen Hitzezentrum des Sommerlochs überrascht uns die Chefin des Hauses, Ulla Schmidt, mit Nachrichten über die feinfühlige Nutzung ihres persönlichen Fuhrparks. Obwohl ich kein Freund von Eigentumsdelikten bin, möchte ich an dieser Stelle den spanischen Autoknackern meinen ausdrücklichen Dank entbieten. Ohne sie wäre der Juli aus publizistischer Sicht trostlos geworden.
Halten wir mal kurz nach: Die S-Klasse verbraucht im Durchschnitt 11,7 l - laut unverbindlicher Herstellerangabe. Bei einer Fahrstrecke von rund 2.400 km (x2) ergibt das einen Verbrauch von 561,1 Litern Super. Bei einem Literpreis von 1,30 Euro sind das gerade mal 730 Euro, wenn wir die Abschreibungs- und Abnutzungskosten außer Acht lassen. Keine Summe, welche die Bruttoneuverschuldung Deutschlands nachhaltig erhöht. Wozu also die künstliche Aufregung?
Bleibt allerdings die Frage, mit welchen Lohn- und Unterbringungskosten Ullas Chauffeur in dieser Zeit aufschlägt. Oder macht der zufällig auch gerade in Alicante Urlaub? Es wirft ein seltsames Licht auf den klassenkämpferischen Zustand der deutschen Sozialdemokratie, wenn deren Spitzenpersonal ihre Fahrer für zwei kleinere Transporteinsätze á 8,3 km satte 2 Wochen lang in einem kleinen Hotelzimmer mit offensichtlich schlecht schließenden Türen schmoren lässt. Spitzfindige Charaktere würden hier sicher einwerfen, das alles sei kein Problem, der Mann könnte sich in dieser Zeit ja auch blendend erholen. Außerdem würde sein Gehalt ohnehin bezahlt.
Diese Art von Sophismus war wohl selbst Ullas Parteifreund Hubertus Heil zu Heikel. Statt dessen überrascht uns der Generalseketär nun mit der Vermutung, Sicherheitsaspekte hätten den Ausschlag für die Dienstwagennutzung gegeben. Das ist endlich mal eine plausible Erklärung: Wahrscheinlich hatte die Ministerin Angst vor aufgebrachten Kassenärzten, die ihr irgendwo in der spanischen Macchia auflauern. Hasta la vista, Señora Schmidt!
Berlin - Alicante: 2.400 km - wer sein Auto liebt, der fliegt.