Die ernährungspolitische Sprecherin der Unions-Fraktion, Ulla Heinen, sagte heute der «Bild am Sonntag»: "Dass auf Naschzeug nur sieben Prozent Mehrwertsteuer erhoben werden, ist nicht nachvollziehbar." Und ihre Kollegin, die SPD-Gesundheitsexpertin Elvira Drobinski-Weiß, stimmt ein: "Ein ungesundes Essverhalten sollte auch finanziell unattraktiver gestaltet werden. Deswegen sollte für Knabberzeug und Süßigkeiten die volle Mehrwertsteuer gelten."
Allerhand. Jetzt will man auch die Milka-Kuh mehr melken. In unseren Volksvertretern steckt offenbar das tiefe Missverständnis, dass alles, was nicht hoch besteuert wird, geradezu verführerisch günstig ist. Mehr noch: Sie scheinen die Mehrwertsteuer für eine Art universelles Volkserziehungsinstrument zu halten. Das ist reichlich kurz gedacht. Möglicherweise haben die zur Zeit reichlich sprudelnden Steuereinnahmen bei einigen Bundestagsabgeordneten die Urteilskraft dramatisch vermindert. Was soll als nächstes kommen? Eine erhöhte Mehrwertsteuer auf nicht-rückengerechtes Bettenmaterial? Eine Stiletto-Steuer auf fußschädigendes Schuhwerk? Na prima.
Ulla Heinen, deren Abgeordnetenfoto übrigens nicht gerade auf reine Rohkosternährung hinweist, möchte ich folgendes Rechenbeispiel mitgeben: Ein 60 g Schokoriegel (z.B. "Snickers") kostet im Supermarkt 0,59 Euro, der Nettopreis beträgt als rund 55 Cent. Bei vollem Mehrwertsteuersatz (19%) würde er 0,65 Euro kosten, also satte 6 Cent mehr. Wieviele Kinder hoffen Sie durch diese eingreifende Erziehungsmaßnahme zu verschlanken?