Wir wissen: Justitia ist blind - eine ophtalmologische Dauerpatientin sozusagen. Sie entscheidet nicht nach gesundem Menschenverstand, sondern nach dem, was auf Ihrer Waage liegt - und das sind meistens Akten. Deswegen sind Rechtsverfahren auch die Lieblingsbeschäftigung von Schachspieler-Typen, die geduldig Papierchen auf Papierchen schichten - nicht die von Hitzköpfen, die schnell zur Sache kommen wollen.
So erklärt sich auch die Entscheidung des Landesarbeitsgerichts Köln, den Ärztestreik einfach abzublasen. Die geduldigen Papierkrieger der Kliniken der Stadt Köln gGmbH hatten nämlich tatsächlich einen schwer wiegenden Formfehler der Gegenseite aufgespürt - die mangelnde Kündigung des BAT, wie man hier en Detail nachlesen kann.
So musste der Marburger Bund den Streik kleinlaut wieder abblasen und mit nicht abgefeuertem Colt grollend in die Feiertage ziehen. Montgomery hilft es da wenig, die Entscheidung der Vorsitzenden Olesch "skandalös" zu nennen. Vielmehr sollte er sich vom Christkind einen besseren Rechtsberater wünschen...
Die Gegenseite hat allerdings auch keinen Grund zum Feiern. Denn sie ist zwar Siegerin - aber nur im Schattenboxen. So kann man den ärztlichen Forderungen jedoch nicht dauerhaft ausweichen. Der Punch im nächsten Februar wird kommen.