Als Ex-Zahnarzt putze ich mir natürlich gerne die Zähne. Einmal die Woche auch mit elmex gelée - damit mir die Weihnachtsprinten nicht den Kalk aus dem Schmelz spülen (Anm.: Das ist KEIN bezahltes Product Placement).
Gestern wollte ich meinen Vorrat wieder auffrischen und hatte ein Erlebnis, das mich wieder einmal einen tiefen Blick in das geölte Räderwerk unseres Gesundheitswesens werfen ließ:
Als sparsamer Konsument und Selbstzahler frage ich in der Apotheke nach einer großen Tube Fluorgel (N2, 38g) die seltsamerweise rezeptpflichtig ist, was die Vorlage meines leicht speckigen Arztausweises erfordert. Kosten: 14,49 €. Während ich noch darüber nachgrübele, warum Zahnpasta verschrieben werden muss, bietet mir die freundliche Apothekerin eine billigere Alternative an. Ich solle lieber 2 kleine Tuben (N1, 25g) nehmen, die würden zusammen nur 12,90 € kosten. Denn: "Die unterliegen nicht der Preisbindung".
Ah ja. 50 g kosten ohne Rezept 12,90 €, 38 g mit Rezept 14,49 €. Wahrscheinlich muss ich als Karl Lauterbach wiedergeboren werden, um das zu verstehen.
Meine Erklärung ist folgende: Lebensmüde Apothekenkunden, die sich mit einer großen Tube Fluorgel vergiften wollen, werden durch die Rezeptpflicht und den unnatürlich hohen Preis zum Kauf von 2 kleinen Tuben gezwungen. Dann setzt ein listiger Mechanismus ein: Nach Einnahme der ersten Tube fällt der Käufer in Ohnmacht. Den kindersicheren Verschluss der zweiten Tube kann er nicht mehr öffnen - so raffiniert verhindert unser Gesundheitswesen den Selbstmord mit Zahnpasta.
Bild des Autors nach der Wiedergeburt (Life's a bitch).