Mit einer neuen Studie wollen Apotheker zeigen, dass sie Menschen mit Schlaganfallrisiko frühzeitig identifizieren können. Beim Thema Diabetes konnten sie apothekerliche Präventionsleistungen bereits erfolgreich unter Beweis stellen. Den Gesetzgeber interessiert das kaum.
Vorhofflimmern ist eine der häufigsten Herzrhythmusstörungen. Allein in Deutschland leiden etwa 300.000 Menschen daran. Kardiologen schätzen, dass 70 Prozent aller Vorhofflimmer-Attacken unbemerkt bleiben. Patienten leiden an unerklärlicher Müdigkeit, an einem starken Leistungsabfall oder an Schlafstörungen. Zum Arzt gehen sie oft viel zu spät. Genau hier setzt ein apothekerliches Projekt an.
„Aachen gegen den Schlaganfall“ ist ein Projekt, das vom Team des Uniklinikums der Rheinisch-Westfälisch Technischen Hochschule (RWTH) Aachen gemeinsam mit dem regionalen Apothekerverband ins Leben gerufen wurde. Ziel ist, herauszufinden, welchen Vorteil ein Screeningprogramm in der Praxis bringt. Die Tests laufen noch bis zum 25. Februar. Im Fokus stehen Personen ab 65 Jahren. Bei ihnen messen Apotheker den Puls über einen sogenannten EKG-Stab, den Teilnehmer in beiden Händen halten. Die Auswertung erfolgt vollautomatisch. Leuchtet ein grünes Licht auf, bestehen keine Anhaltspunkte auf Vorhofflimmern. Bei einem roten Signal sollte sich der Kunde ärztlich untersuchen lassen. Die Messung dauert lediglich 60 Sekunden – daher der Slogan „Ihre Minute gegen den Schlaganfall“.
Dass Apotheker mit niedrigschwelligen Angeboten Patienten gut erreichen, ist nicht neu. Schon bei der GLICEMIA-Studie konnten sie belegen, dass Prävention auch in der Offizin funktioniert. Erstmals wurde die Umsetzbarkeit und Effektivität eines apothekenbasierten Programms zur Vorbeugung von Typ-2-Diabetes untersucht. Durch die Ansprache von Kunden mit dem FINDRISK-Fragebogen gelang es, gezielt Risikopersonen zu rekrutieren. Sie mussten mindestens 35 Jahre alt sein und ein erhöhtes Diabetes-Risiko (FINDRISK ≥ 7) haben. Primärer Endpunkt war die Änderung des Risiko-Scores. Die Präventionsbetreuung führte zu einer subjektiven und objektiven Verbesserung des Gesundheitszustands in der Interventionsgruppe mit apothekerlicher Beratung. Jeder fünfte übergewichtige Proband verlor klinisch relevant Gewicht. Jeder dritte bis vierte Teilnehmer erreichte 10.000 Schritte pro Tag, und jeder zweite bis dritte Teilnehmer konnte sein Diabetesrisiko verringern. Auf die flächendeckende Umsetzung von Präventionsangeboten inklusive Honorar warten Kollegen nach wie vor.