Jede fünfte Apotheke hat keine eigene Website. Dadurch gehen ihnen potenzielle Kunden verloren. Präsenzapotheken können von ihrer Online-Konkurrenz viel lernen. Welche positiven Auswirkungen ein Internet-Auftritt haben kann, ist vielen nicht bewusst.
Neun von zehn Deutsche nutzen regelmäßig Suchmaschinen, berichtet der Branchengigant Google. Dabei gewinnen lokale Recherchen zunehmend an Bedeutung: Potenzielle Kunden starten Google zufolge täglich rund 120.000 Suchanfragen nach Apotheken in ihrer Wohnortnähe. Viele Präsenzapotheken schöpfen dieses Potenzial nicht aus, was letztlich Versandapotheken in die Tasche spielt.
Konstantin-Primbas. Quelle: Joern Dudek Konstantin Primbas aus Berlin kennt beide Seiten. Er ist Inhaber der APONEO-Apotheke und der gleichnamigen Versandapotheke. „Unsere Kunden kaufen in der Präsenzapotheke vor allem Mittel für akute Beschwerden. Das gilt sowohl im rezeptpflichtigen als auch im freiverkäuflichen Bereich“, so Primbas zu DocCheck. Generell sei der Anteil rezeptpflichtiger Medikamente in der Vorort-Apotheke deutlich höher als im Versand. „Aber es gibt auch viele Chroniker, die den Versandweg wählen, um ihren planbaren Bedarf an verschreibungspflichtigen Medikamenten zu decken.“ Ansonsten spielen seiner Erfahrung nach vor allem Kosmetika und Nahrungsergänzungsmittel im Versand eine größere Rolle als in der stationären Apotheke. Und nicht zuletzt seien Großpackungen im Versand stärker gefragt als in der Vorort-Apotheke. Für ihn ist die jeweilige Homepage ein zentrales Instrument des Marketings.
Jetzt haben Experten der Digitalagentur QUISMA einen umfassenden Performance-Test mit Online-Apotheken durchgeführt. Dabei standen Suchmaschinenwerbung (SEA) und Suchmaschinenoptimierung (SEO) im Fokus. Keywords bei Suchmaschinenabfragen. Quelle: QUISMA Als Suchmaschinen kamen Google (Marktanteil 94,5 Prozent) und Bing (4,2 Prozent) zum Einsatz. Experten analysierten die Sichtbarkeit verschiedener Websites anhand von zehn ausgewählten Keywords. Dazu gehören Begriffe wie „Apotheke“ (550.000 Abfragen pro Monat), „Shop apotheke“ (301.000), „Online apotheke“ (90,500) oder „Medikamente“ (27.100). Spitzenplätze im Bereich bezahlter Anzeigen (SEA) haben medpex, shop-apotheke.com und apo-rot. Bei den organischen Suchergebnissen (SEO) sicherte sich shop-apotheke.com den ersten Platz, gefolgt von sanicare.de und medpex. „Besonders im SEA- und SEO-Bereich gibt es bei einigen Online-Apotheken deutlich Luft nach oben“, so Jana Fiaccola von QUISMA. „Da es hier einen sehr hohen Wettbewerb gibt, kommt es besonders auf die qualitativen Feinheiten an“.
Für viele Präsenzapotheken klingen diese Überlegungen wie ein Luxusproblem. Schätzungsweise jeder fünfte Betrieb hat keine eigene Internetpräsenz. Informationen erscheinen allenfalls in Notdienstkalendern oder auf Portalen wie apothekenumschau.de. Andere Kollegen begnügen sich mit einem Auftritt auf apotheken.de. In etlichen Fällen werden standardisierte Gesundheitsinformationen einer Redaktion zentral eingespielt. Individualität entsteht dadurch nicht. Andere Apotheker gehen mit Websites aus den Anfängen des Internets online. Frames oder Flash-Intros sind seit Jahren passé. Dabei lässt sich heute eine Website ohne Informatikkenntnisse entwickeln und optimieren. Nicht nur Provider wie 1&1, Domainfactory oder Strato haben Baukastensysteme im Programm, um eine Homepage mit wenigen Klicks selbst zu erstellen. Jimdo oder Wix locken sogar mit kostenlosen Angeboten. Auch sie arbeiten mit Templates, also Vorlagen. Durch eigene Texte, Bilder oder Videos gewinnt die Apothekenhomepage jedoch an Individualität, falls sie Kunden tatsächlich finden. Das ist gar nicht schwer.
Bei der Strategie „Local SEO“ fokussieren sich Inhaber von Präsenzapotheken auf lokale Branchenergebnisse. Google achtet dabei auf einheitliche NAP-Daten (Name, Address, Phone Number) – Ihre Unternehmensangaben sollten online überall in der gleichen Schreibweise erscheinen. Auch ohne Homepage finden Kunden Ihre Apotheke durch den Eintrag bei Google My Business. Inhaltlich sind nicht nur Kontaktdaten oder Öffnungszeiten wichtig, sondern auch Informationen zu Beratungsschwerpunkten oder zum Produktportfolio im Freiwahlbereich. Fotos runden das Profil ab. Achten Sie auf die Bildrechte. Gut sind eigene Aufnahmen ohne erkennbare Personen. User schätzen es, bei Google Bewertungen abzugeben. Deshalb sollte eine Kollegin oder ein Kollege aus dem Team immer das Geschehen im Blick behalten und gegebenenfalls auf negative Kommentare antworten. Ansonsten geht es Inhabern wie einem Kollegen aus München, der sich mit seiner Google-Präsenz keinen Gefallen erweist: Doch zurück zur lokalen Sichtbarkeit. Tragen Sie anschließend Ihre Apotheke in lokale Branchenportale wie nochoffen.de, meinestadt.de, goyellow.de oder yelp.de ein. Weitere Möglichkeiten gibt es je nach Region, etwa mux.de in München. Achtung, nicht alle Anbieter stellen ihre Ressourcen kostenlos zur Verfügung. Bleibt noch, die Website der eigenen Apotheke suchmaschinengerecht zu gestalten. Baukastensysteme bringen Grundfunktionen der SEO-Optimierung mit. Inhaltlich sollten nicht nur die NAP-Daten erscheinen. Wichtig ist, auch im Text den regionalen Bezug klar herauszuarbeiten, etwa „München“, „Schwabing“, „XY-Straße“. Bringen Sie diese Passagen an mehreren Stellen der Website. Auch eine Anfahrtsbeschreibung inklusive Parkmöglichkeit oder Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln macht Sinn. Mittelfristig finden neue Kunden ihren Weg zur Präsenzapotheke.