Mit einem immunmodulierenden Zäpfchen können Zervixkarzinom-Vorstufen ohne chirurgischen Eingriff effizient behandelt werden. Diese neue Therapieform wurde von Wissenschaftlern in einer klinischen Studie nun getestet.
Die Infektion mit dem humanen Papillomavirus (HPV) kann über eine Vorstufe - der zervikalen intraepithelialen Neoplasie (CIN) - zu Gebärmutterhalskrebs führen. In Europa sind davon jedes Jahr 205.000 Frauen betroffen, die meisten im Alter zwischen 25 und 30 Jahren. Da leichte Ausprägungen (CIN 1) in vielen Fällen spontan abheilen, wird therapeutisch meistens nicht eingegriffen, die Selbstheilung aber mittels engmaschiger Kontrollen überwacht.
Der neue Therapieansatz wurde entwickelt, um Betroffenen den belastenden Eingriff und das erhöhte Risiko einer Frühgeburt zu ersparen. Dabei kommt eine immunmodulierende Substanz (Imiquimod), die bisher unter anderem als Creme für die oberflächliche Therapie von Feigwarzen zugelassen ist, zum Einsatz. In Form eines Zäpfchens wird der Wirkstoff am Gebärmutterhals appliziert wo er eine entzündungsähnliche Reaktion auslöst. Paul Speiser, Oberarzt an der Abteilung für allgemeine Gynäkologie und gynäkologische Onkologie, der MedUni Wien und Leiter der Studie erklärt die Wirkungsweise: “Die durch den HP-Virus verursachten Veränderungen werden vom Immunsystem in bestimmten Situationen nicht erkannt und können in diesen Fällen zur Entstehung einer CIN führen. Durch die lokale Aktivierung der Immunabwehr mittels Imiquimod kann HPV für das Immunsystem erkennbar gemacht und vom Immunsystem selbst wirksam bekämpft werden.“
Die Studienautoren konnten in ihrer Arbeit eine Rückbildungsrate der Neoplasien von 69 Prozent und eine sehr gute Verträglichkeit des Präparats nachweisen. Christoph Grimm, Oberarzt an der Abteilung für allgemeine Gynäkologie und gynäkologische Onkologie, der MedUni Wien abschließend: „Die ersten Daten sind vielversprechend. Der Wirkstoff scheint für die Therapie einer CIN 2 und 3 sehr wirksam zu sein, kann in dieser Applikation unkompliziert eingesetzt werden und ist wesentlich schonender als ein chirurgischer Eingriff. Um die Therapie jedoch routinemäßig am Patienten einsetzen zu können, sind noch weitere Studien nötig, die derzeit von unserer Arbeitsgruppe durchgeführt werden.“ Originalpublikation: Treatment of cervical intraepithelial neoplasia with topical imiquimod: a randomized controlled trial. C. Grimm et al., Obstet Gynecol., doi: 10.1097/AOG.0b013e31825bc6e8., 2013