Die Kritik am bestehenden Auswahlverfahren für das Medizinstudium wird immer lauter. Die bvmd hat sich nun ein Interview des Präsidenten der Bundesärztekammer zum Anlass genommen, dass Auswahlverfahren selbst und die derzeitige Diskussion kritisch zu beleuchten.
Von Seiten der bvmd heißt es, man habe ein Interview der Rheinischen Post mit dem Präsidenten der Bundesärztekammer, Prof. Frank Ulrich Montgomery, interessiert gelesen. Montgomery kritisiert darin "das Auswahlverfahren für Medizinstudenten allein nach der Abiturnote" und wünscht sich die Einführung von Assessment-Centern, in welchen die künftigen Medizinstudenten "nach Eignung ausgesucht werden können". Die bvmd fordert im Gegenzug eine wissenschaftliche Evaluierung dieser Assessment-Center, "um die Objektivität, Reliabilität und Validität der Verfahren zu gewährleisten" und zudem eine transparente und faire Durchführung des Auswahlverfahrens. Die Kritik an der Abiturdurchschnittsnote als alleiniges Auswahlkriterium sei, so die bvmd, nachvollziehbar. Die Bundesvertretung setze sich daher für die Einbeziehung weiterer Kriterien - neben der Abiturnote - zur Vergabe von Medizinstudienplätzen ein. Nichtsdestotrotz sei eine pauschale Verurteilung der Abiturdurchschnittsnote in der Diskussion nicht hilfreich, da es in der wissenschaftlichen Literatur unterschiedliche Ergebnisse zur Voraussagekraft der Abiturdurchschnittsnote für den Erfolg des Studiums gäbe.
Die Abiturdurchschnittsnote könne aber beispielsweise durch Testverfahren zur Zulassung zum medizinischen Studium ergänzt werden, da dadurch eine bessere Vorhersagbarkeit des erfolgreichen Studiumsabschlusses erreicht würde. Nach Meinung der bvmd solle es weiterhin für einen Teil der Studienbewerber möglich sein, einen Studienplatz nach diesem Kriterium zu erhalten. Zusätzlich müssten aber auch andere Kriterien und Qualifikationen berücksichtigt werden, um die Eignung von Bewerbern festzustellen. Zudem müsse eine zusätzliche wissenschaftliche Begleitung zur Evaluation und Weiterentwicklung der Testinstrumente erfolgen. Dabei, so die bvmd, solle die Abbrecherquote für das Medizinstudium weiterhin sehr gering gehalten werden. Dem im Interview geschilderten Zusammenhang zwischen einer Abiturnote von 1,0 und dem zunehmenden Landarztmangel steht die bvmd, wie sie bereits 2010 in diesem Positionspapier erläuterte, sehr skeptisch gegenüber. Politische Ziele, wie die verstärkte Gewinnung von Ärzten für bestimmte Fachbereiche, sollten nicht die Auswahlverfahren bestimmen dürfen. Zudem bezweifelt die bvmd, dass sich, beispielsweise durch Auswahlgespräche, gezielt und zuverlässig Bewerber mit dem Berufswunsch Landarzt selektieren ließen. Zum Einen könnte von den Bewerbern zur Zeit Ihrer Bewerbung nicht erwartet werden, dass sie abschätzen könnten, in welche Richtung sie sich nach dem Studium wenden. Eine derartige Verpflichtung zur späteren Ausbildung und Niederlassung sei weder gerecht noch die Lösung des eigentlichen Problems. Zum Anderen erscheint es, so die bvmd, nur zu einfach, ein Interesse, das nicht vorhanden ist, vorzutäuschen.
Abschließend betont die bvmd, dass ihr eine flächendeckende, gute Versorgung ein Anliegen sei, wie sie bereits 2010 deutlich gemacht habe. Um dies zu erreichen, sei aber eine ehrliche Debatte und Analyse der Strukturen erforderlich, in welcher die bvmd gerne die studentische Position einnehme. Die Bundesvertretung der Medizinstudierenden glaubt, dass es sowohl im Interesse der Bewerber als auch der Universität sei, wenn Auswahlverfahren diejenigen Bewerber bevorzugen, die am besten für das Studium und den ärztlichen Beruf geeignet seien und das Studium mit hoher Wahrscheinlichkeit erfolgreich abschließen könnten.