Forscher haben die Profile von 50 Hepatitis C Patienten untersucht und entdeckt, dass die Konzentration des Proteins IP-10 im Blut Aufschluss über die Wirksamkeit der Standardbehandlung - Interferon plus Ribavirin - gibt.
Die Wissenschaftler haben einen prognostischen Test entwickelt, der 2011 vermarktet wurde. Dieser ermöglicht es, die Patienten über ihre Heilungschancen mit dieser Behandlung zu informieren, und, wenn nötig, sie über andere Therapienformen aufzuklären.
Hepatitis C zählt heute zu den häufigsten Ursachen für chronische Viruserkrankungen der Leber, von der weltweit mehr als 170 Millionen betroffen sind. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass jährlich 3 bis 4 Millionen neue Fälle hinzukommen. Das Hepatitis-C-Virus (HCV) ist eine der Hauptursachen für Primärlebertumore (hepatozelluläre Karzinome), der weltweit fünfthäufigsten Tumorart. Zurzeit gibt es keinen Impfstoff dagegen. 80% der betroffenen Personen entwickeln eine chronische Hepatitis C, die ein hoher Risikofaktor für eine Leberzirrhose oder Krebs ist.
Seit etwa zehn Jahren ist die Behandlung mit Interferon und dem Virostatikum Ribavirin zur Bezugstherapie geworden. Es handelt sich hierbei jedoch um eine sehr langwierige Behandlung (24 bis 48 Wochen) mit erheblichen Nebenwirkungen (hohes Depressionsrisiko) und ermöglicht nur bei 50% der behandelten Patienten eine vollständige Heilung.
Aus diesem Grund haben das Team um Matthew Albert vom Inserm/Pasteur Institut und das Team um Stanislas Pol (Paris-Descartes Universität, Cochin Institut Inserm U1016 und Abteilung für Hepatologie, APHP – Cochin Krankenhaus) beschlossen, gemeinsam zu erforschen, wie hoch die Heilungschancen mit dieser Behandlung sind. Mit Hilfe des Zentrums für Humanimmunologie des Pasteur Instituts haben die Wissenschaftler die Immunantwort von 50 Patienten untersucht. Sie haben das Protein IP-10 als Biomarker zur Vorhersage der Wirksamkeit der Behandlung ermittelt: Eine hohe Konzentration des Proteins im Plasma vor der Behandlung weist auf die Unwirksamkeit der Behandlung hin. Diese Beobachtung ist jedoch überraschend, da IP-10 als entzündungsförderndes Molekül gilt und demzufolge die Abwanderung der HCV-spezifischen T-Lymphozyten zur Leber erleichtern müsste. Es hat sich aber gezeigt, dass eine kurze Form des Proteins IP-10 die Rekrutierung von T-Lymphozyten hemmt, was die nur 50%ige Heilungschance mit dieser Methode erklärt.
Es wird ein prognostischer Test entwickeln, mit dem es möglich ist, die unterschiedlichen IP-10 Formen bei einer einfachen Blutentnahme zu erkennen. Dieser Test soll in Kürze den Gesundheitsdiensteinrichtungen zur Verfügung stehen und stellt einen Fortschritt bei der Verbesserung der Diagnose von Hepatitis C, aber auch von anderen chronischen Entzündungs- und Infektionskrankheiten dar.
Originalpublikation: Evidence for an antagonist form of the chemokine CXCL10 in patients chronically infected with HCV Armanda Casrouge et al.; Journal of Clinical Investigation, 121(1): 308–317; 2011