An der Ulmer Klinik wurden neue Moleküle entwickelt, die in Kombination mit besonderen bildgebenden Verfahren bösartige Veränderungen bei Bauchspeiseldrüsenkrebs früher anzeigen können.
Die Wissenschaftler machten sich dabei zu Nutze, dass sich Tumorzellen häufiger und anders teilen als normale Zellen. "Ziel ist es, Moleküle zu finden, die auf die Besonderheiten der Tumorzellen reagieren, und sich genau dort anreichern. Für Ärzte zur Diagnose sichtbar werden die Anreicherungen durch eine radioaktive Markierung der Moleküle, die man wiederum in bestimmten bildgebenden Verfahren sichtbar machen kann", erläutert Prof. Dr. Sven Norbert Reske, der Ärztliche Direktor der Klinik für Nuklearmedizin, das Grundprinzip.
Solche Moleküle zu finden und herzustellen, ist aufwändig, da ihre Anbindung an die Tumorzellen und ihre radioaktive Markierung zielgerichtet funktionieren und verträglich sein müssen. Ein Molekül, das die Ulmer Arbeitsgruppe entwickelte, spricht auf eine erhöhte Anzahl von Transportermolekülen auf der Oberfläche von Tumorzellen an. "Ein weiteres Molekül macht in einer speziellen Phase der Zellteilung die Synthese einer bestimmten Nukleinsäure, der RNA, die z. B. bei der Übertragung oder Übersetzung von Erbinformationen hilft, sichtbar", so Reske. Die Entwicklung der Moleküle wurde unter Federführung des Diplom Chemikers Dr. Boris D. Zlatopolskiy in den renommierten Fachzeitschriften Journal of Nuclear Medicine (DOI: 10.2967/jnumed.109.065623) und Bioorganic & Medicinal Chemistry Letters (DOI: 10.1016/j.bmcl.2009.07.017) veröffentlicht. "Beide Moleküle könnten uns eines Tages helfen, Bauchspeicheldrüsenkrebs besser zu diagnostizieren und z. B. von anderen gutartigen entzündlichen Erkrankungen abzugrenzen. Bis Patienten eines Tages davon profitieren können, müssen jedoch noch weitere Studien durchgeführt werden", blickt Professor Reske in die Zukunft.
Bereits bekannte, in ihrer Struktur den neu entwickelten verwandte Moleküle wurden erst kürzlich in einer klinischen Studie mit 31 Patienten geprüft, die zeigte, dass die Erkennung und die Abgrenzung von anderen Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse erleichtert wurde. Die Studie führte der Nuklearmediziner PD Dr. Andreas Buck, der aus der Ulmer Arbeitsgruppe stammt, an seiner neuen Wirkungsstätte an der TU München durch (DOI: 10.2967/jnumed.108.052027).