Bisher müssen Sonnenschutzmittel dick aufgetragen werden und schützen die Haut trotzdem nur recht kurz. Das könnte sich bald ändern: Pharmakologen haben ein interessantes Molekül entdeckt, das Algen und bald auch unsere Haut vor UV-Strahlung bewahrt.
Bundesweit steigt die Zahl der Menschen mit der Diagnose Hautkrebs rasant an, berichten Experten im „Arztreport“ der Barmer GEK. Am malignen Melanom litten 318.000 Menschen (2012) und damit 60 Prozent mehr als 2005. Noch weitaus verbreiteter ist der „helle Hautkrebs“ mit 1,3 Millionen Diagnosen. Das entspricht im gleichen Zeitraum einer Steigerung von 79 Prozent. Jedes Jahr erkranken weitere 200.000 Menschen neu an Hautkrebs. Dermatologen raten, die Sonnenexposition zu begrenzen. Wer sich im Freien aufhält, sollte auch an Präparate mit hohem Lichtschutzfaktor denken. Großartige Neuerungen gab es jedoch kaum.
Jetzt stellt Dr. Diego Sampedro von der Universidad de La Rioja im spanischen Logroño eine neue Klasse von UVA- und UVB-Filtern vor. Es handelt sich um Mycosporin-ähnliche Aminosäuren (MAAs) mit Lichtabsorption im ultravioletten Bereich. Diese Substanzklasse ist bei marinen Algen oder terrestrischen Mikroorganismen als Möglichkeit, sich vor schädlichen UV-Quanten zu schützen, recht verbreitet. Ansonsten weisen sie antioxidative und osmoregulatorische Funktionen auf. Sampedros Weg führte vom Labor direkt an den Computer. Er leitete von MAAs verschiedene Molekülstrukturen ab und simulierte deren Wechselwirkung mit UV-Licht. Sein Ziel war, Strukturen zu identifizieren, die sich leicht herstellen lassen und als effektiver Sonnenschutz geeignet wären. Beispielsweise wurde auf Seitengruppen verzichtet, die sich aus der Biosynthese ableiten ließen, aber ohne sonstige Funktion waren.
Noch ein Blick auf die Einsatzmöglichkeiten. Sampedro zufolge hat die neue Molekülklasse mehrere Vorteile. Seine Derivate erweisen sich im Gegensatz zu manch organischer Verbindung in kommerziellen Präparaten als extrem photostabil. Das ansonsten erforderliche Nachcremen könnte entfallen. Nicht zuletzt fällt die hohe UV-Absorption auf. Bei Tests in handelsüblichen Formulierungen war der Schutz um den Faktor zwei höher, was deutlich mehr Spielraum eröffnet. Weitere Pluspunkte sind die Verträglichkeit und die rasche biologische Abbaubarkeit.