In einer aktuellen Studie konnte die Beseitigung hochgradiger Dysplasien sowie des Frühkarzinoms der Speiseröhre durch einen neuartigen, minimalinvasiven Eingriff erfolgreich belegt werden.
Im Rahmen der Vereinten Europäischen Gastroenterologie-Woche in Wien wurde in einem Plenarvortrag mit dem Titel "Schrittweise zirkumferentielle und fokale Radiofrequenzablation bei Barrett-Ösophagus mit Frühneoplasie: Erste europäische multizentrische Studie" berichtet, dass bei Patienten mit den am weitesten fortgeschrittenen Stadien des Barrett-Ösophagus, Dysplasie und Frühkarzinom, ein Staging mittels endoskopischer Schleimhautresektion durchgeführt wurde, gefolgt von endoskopischer Radiofrequenzablation mit dem HALO-Ablationssystem. Nach der Behandlung war bei 96 Prozent der Patienten das krankhaft veränderte Gewebe vollständig beseitigt, wobei die durchschnittliche Dauer der Nachbeobachtungsphase mehr als ein Jahr betrug.
Bisherige Erstlinientherapie: Ösophagektomie
Laut Schätzungen in populationsbasierten Studien leiden ca. sechs Millionen europäische und US-amerikanische Erwachsene an einem Barrett-Ösophagus. Dabei handelt es sich um eine Komplikation einer Erkrankung, die gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD) genannt wird. Nach der Diagnosestellung kann sich der Barrett-Ösophagus im weiteren Verlauf verschlechtern und es kann sich eine Dysplasie und ein Adenokarzinom der Speiseröhre entwickeln, wie im Falle dieser Studie. Beim Auftreten von Dysplasie oder Krebs wird als Erstlinientherapie eine Ösophagektomie durchgeführt. Diese Art von Speiseröhrenkrebs stellt die sich am schnellsten verbreitende Krebsart in Industrieländern dar. Dr. Jacques Bergman, ausserordentlicher Professor am Institut für Gastroenterologie des Academisch Medisch Centrum in Amsterdam war Forschungsleiter dieser Studie. "In mehreren Back-to-Back-Studien haben wir das HALO-Ablationssystem bereits erfolgreich in Kombination mit endoskopischer Resektion eingesetzt, um Patienten mit hochgradigen Dysplasien oder einem Frühkarzinom des Ösophagus zu heilen", so Dr. Bergman. "Bisher hätten diese Patienten eine Ösophagektomie oder invasivere endoskopische Therapien erhalten, die oft mit Sicherheitsrisiken einhergehen. In dieser Studie war die Rate des vollständigen Ansprechens mit über 95 Prozent relativ hoch."
Keine Down-Zeit für Patienten
Im Rahmen dieser Studie wurde bei Patienten mit den am weitesten fortgeschrittenen Stadien des Barrett-Ösophagus (Dysplasie und Frühkarzinom) zunächst ein Staging mittels endoskopischer Schleimhautresektion durchgeführt, wobei eine grosse Gewebeprobe entnommen wurde, um ein tief invasives Karzinom auszuschliessen. Im Anschluss wurde dann eine Ablation mit dem HALO360-Ablationssystem durchgeführt. Hierbei handelt es sich um ein Instrument, das auf einem Ballonsystem aufbaut und krankhaft veränderte Zellen mittels kontrollierter Hitze beseitigt. Die Eingriffe waren nicht-chirurgischer Art, es wurden nur Endoskopie und Sedierung verwendet, sodass Patienten nach dem Eingriff wieder ihren normalen Aktivitäten nachgehen konnten. Anschließend wurde bei den Patienten eine fokale Ablation mit dem HALO90-Ablationssystem durchgeführt. Dies ist ein kleineres Instrument, das auf das Endoskop aufgesetzt werden kann und für die Behandlung kleinerer Restbezirke des Barrett-Ösophagus konzipiert ist. Um die Beseitigung der krankhaften Veränderungen nachzuweisen, wurde bei den Patienten endoskopisch eine Biopsie entnommen. Die Studie wurde in drei europäischen Zentren durchgeführt: am Academisch Medisch Centrum in Amsterdam, im Evangelischen Krankenhaus in Düsseldorf und im Erasme University Hospital in Brüssel.