Die FDA warnt in einer Meldung vor anaphylaktischen Reaktionen durch Chlorhexidin. Liegt es am allzu großen Einsatz in Freiwahlprodukten wie Mundspüllösungen? Das wird sich über Nacht kaum ändern. Heilberuflern bleibt nur, gezielt nachzufragen.
Dass Chlorhexidin anaphylaktische Reaktionen auslösen kann, überrascht niemanden. Experten der US Food and Drug Administration (FDA) haben in ihrem Adverse Event Reporting System (FAERS) seit 1969 insgesamt 43 Fälle erfasst. Ein Trend bereitet der amerikanischen Arzneimittelbehörde Kopfzerbrechen: Genau 24 dieser Ereignisse fallen in den Zeitraum von 2010 bis 2016. Sie stufen alle erfassten Zwischenfälle als bedrohlich ein. Bei 26 Personen bestand akute Lebensgefahr, zwölf wurden stationär behandelt, und zwei Patienten starben aufgrund der Anaphylaxie. Generell bestand ein zeitlicher Zusammenhang zwischen der Anwendung von Chlorhexidin und der Reaktion.
Dass es sich hier nicht um ein amerikanisches Problem handelt, zeigen ältere Daten des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Bis Ende 2013 gab es 147 Berichte aus Deutschland über anaphylaktische Reaktionen in zeitlichem Zusammenhang mit Chlorhexidin. Es handelt sich bei den dokumentierten Fällen von Heilberuflern um Verdachtsmeldungen. Grund zur Sorge besteht trotzdem. Wie lässt sich der Trend erklären?
Die FDA führt ihre Beobachtung vor allem auf den weit verbreiteten Einsatz von Chlorhexidin zurück. Ursprünglich für die Zahnmedizin entwickelt, ist der Wirkstoff heute in zahlreichen Produkten zu finden. Dazu gehören Mundspüllösungen, Plättchen, die in Zahnfleischtaschen gelegt werden oder Präparate zur Anwendung auf der Haut. Als weitere Gefahrenquelle identifizierte das BfArM chlorhexidinhaltige Gleitgele für die Blasenkatheterisierung oder mit Chlorhexidin imprägnierte zentrale Venenkatheter. Experten halten eine Sensibilisierung für möglich.
Um Patienten nicht über alle Maßen zu gefährden, setzt die FDA vor allem auf Kommunikation. Sie rät, generell in Erfahrung zu bringen, ob Patienten in ihrer Vorgeschichte bereits allergische Reaktionen durch Chlorhexidindigluconat hatten. Falls ja, sollte eine allergologische Diagnostik erfolgen. Für Betroffene gibt es mehrere Alternativen. Dazu gehören Povidon-Iod, Alkohole, Benzalkoniumchlorid, Benzethoniumchlorid oder Parachlorometaxylenol.