Alle Typen von Phosphatbindern können den gestörten Mineralhaushalt von Dialysepatienten wirksam verbessern, so ein Ergebnis eines vom DIMDI veröffentlichten Berichts. Gegenüber kalziumhaltigen Phosphatbindern erscheint die Arterienverkalkung bei neueren, kalziumfreien Wirkstoffen vermindert. Möglicher Grund sind die in Studien bei ihnen seltener beobachteten hohen Kalziumspiegel.
Davon könnten besonders ältere Patienten profitieren, die ohnehin ein hohes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen besitzen. Allerdings sei für endgültige Aussagen die Datenbasis zu schmal: zehn von elf Primässtudien beziehen sich auf insgesamt nur 539 Patienten, bemängeln die Autoren. Sie fordern weitere Langzeitstudien. Damit sei zu klären, ob das Verhindern von Kalkablagerungen letztlich die Überlebensraten von Dialysepatienten verbessert.
Phosphat: Gefahr von Herzinfarkt und Schlaganfall
Ein zu hoher Phosphatspiegel ist für Menschen mit eingeschränkter Nierenfunktion ein gravierender kardiovaskulärer Risikofaktor. Ist trotz phosphatarmer Ernährung die Konzentration im Blut zu hoch, können sogenannte Phosphatbinder helfen: Sie binden über die Nahrung aufgenommenes Phosphat im Magen-Darm-Trakt und senken so indirekt seine Blutkonzentration. Vier Typen sind bekannt: Die traditionellen Kalzium- und Aluminiumsalze sowie die neu entwickelten Substanzen Sevelamer und Lanthankarbonat.
Schutz vor Arterienverkalkung?
Alle vier Substanzgruppen können die Phosphatmenge und andere Stoffe im Blut effektiv kontrollieren. Das folgt aus Studien, die dem Bericht zugrunde liegen. Dabei erscheinen alle Phosphatbinder vergleichbar sicher: Unerwünschte Arzneimittelereignisse sind unter ihnen etwa so häufig wie bei Dialysepatienten im Allgemeinen. Kalziumfreie Wirkstoffe weckten hohe Erwartungen, die Verkalkung und damit letztlich die Sterblichkeit bei Dialysepatienten zu verringern, so die Autoren. Denn die beständige Kalziumzufuhr unter kalziumhaltigen Phosphatbindern spielt eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Gefäßverkalkungen. Studiendaten belegten für Sevelamer eine geringere Arterienverkalkung als unter kalziumhaltigen Phosphatbindern. Ob dadurch die Sterblichkeit sinke, wollen die Autoren aus den wenigen vorliegenden Ergebnissen nicht schließen. Zumindest bestimmte Patientengruppen, nämlich ältere Patienten (>65 Jahre), profitierten jedoch entsprechend. Dies sei aber nicht eindeutig auf verminderte Kalziumablagerungen zurückzuführen. Auch Begleiteffekte einer Therapie mit Sevelamer wie eine Senkung der Lipide könnten eine Rolle spielen.
Dialysepatienten: hohes Herz-Kreislauf-Risiko
Über 90.000 Menschen leiden in Deutschland an chronisch eingeschränkter Nierenfunktion. Sie können Stoffwechselprodukte wie Harnstoff oder Phosphat nicht ausreichend ausscheiden. Rund 66.000 Patienten mussten deshalb 2006 zur externen "Blutwäsche" - der Dialyse. Reichern sich schädliche Substanzen im Blut an, können Ablagerungen in den Blutgefäßen entstehen, die das Herz-Kreislauf-Risiko erhöhen. Kardiovaskuläre Erkrankungen sind die häufigste Todesursache chronisch nierenkranker Patienten.
Weitere Informationen: Effektivität und Kosteneffizienz von Phosphatbindern in der Dialyse (Sophie Brunner-Ziegler, Barbara Fröschl, Cora Hiebinger, Alice Wimmer, Johannes Zsifkovits)