Immer häufiger treten Bakterienstämme auf, gegen die der Tuberkulose-Impfstoff nicht schützt. Forscher haben einen verbesserten Impfstoff getestet. Die Ergebnisse der Phase-I-Studie zeigen, dass er den Sicherheitsanforderungen genügt.
Seit fast 90 Jahren arbeiten Wissenschaftler an einem verbesserten Impfstoff gegen das Tuberkulose-Bakterium Mycobacterium tuberculosis. Der Bacille Calmette-Guérin-Impfstoff (BCG) wurde 1919 entwickelt und enthält abgeschwächte Mycobacterium bovis-Bakterien, die Erreger der auch auf den Menschen übertragbaren Rinder-Tuberkulose. Eine Impfung mit BCG schützt Kinder in den meisten Fällen vor der Krankheit, nicht dagegen Erwachsene. Der Impfstoff hat deshalb nicht dazu beigetragen, Tuberkulose-Infektionen weltweit zu verringern.
Überprüfung des Sicherheitsprofils
Der am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie entwickelte Impfstoff VPM1002 basiert auf dem BCG-Impfstoff und enthält genetisch veränderte Mycobacterium bovis-Bakterien. Mit Hilfe eines eingebauten Gens können sie von den Zellen des Immunsystems besser erkannt werden. Der Organismus ist so gegen eine tatsächliche Erkrankung mit gefährlichen Tuberkulose-Erregern geschützt.
„In einer Phase-I-Studie wird das Sicherheitsprofil eines Wirkstoffes überprüft. Diese Hürde hat der Impfstoff mit Bravour bestanden. Nebenwirkungen sind im Rahmen dieser Studie nicht aufgetreten“, sagt Stefan Kaufmann vom Berliner Max-Planck-Institut. Als nächstes müssen die Forscher sicherstellen, dass VPM1002 auch bei Menschen in Regionen mit hoher Tuberkulose-Verbreitung sicher ist und dass es wie geplant wirkt. „In einer solchen 1b-Studie muss der Impfstoff beweisen, dass sein Wirkprinzip funktioniert, er also so wirkt, wie wir das von ihm erwarten", erklärt Stefan Kaufmann.
Einsatz frühestens 2016
Bevor VPM1002 als Impfstoff auf den Markt kommen kann, muss sich seine Wirksamkeit und Sicherheit in weiteren Studien an Freiwilligen in Gebieten mit hohem Tuberkulose-Risiko bestätigen. „Wenn alles gut geht und VPM1002 auch in großen international angelegten Studien wirksam und sicher ist, könnte der neue Impfstoff in rund fünf Jahren einsatzbereit sein“, hofft Stefan Kaufmann.
VPM1002 ist einer von zurzeit zwölf Impfstoff-Kandidaten in klinischer Entwicklung. Er ist einer von drei genetisch veränderten Varianten des momentanen Impfstoffs BCG, die einen besseren Schutz als BCG bieten und ersetzen könnten. Die übrigen bestehen aus immunreaktiven Substanzen, die die Wirkung von BCG verstärken sollen. Der erste dieser Kandidaten könnte frühestens 2016 zum Einsatz kommen. Experten schätzen, dass ein gegenüber BCG verbesserter Impfstoff fast 8 Millionen Todesfälle verhindern könnte. Ein neuer Verstärker-Impfstoff könnte die Zahl der Tuberkulose-Opfer um weitere 40 Prozent verringern.