Die derzeitigen Malaria-Medikamente Artesunat und Chinin führen Nebenwirkungen mit sich. Zudem erschweren Resistenzen die Behandlung. Die Substanz SC83288 macht Hoffnung auf bessere Verträglichkeit. Das Tiermodell zeigt zudem: Erreger werden in kürzester Zeit abgetötet.
Bei der schweren Malaria, ausgelöst durch den Parasiten Plasmodium falciparum, kommt es zu gefährlichen Durchblutungsstörungen und neurologischen Komplikationen. Wird der Betroffene nicht sofort behandelt, führt die Erkrankung unweigerlich zum Tod. Die derzeit gebräuchlichen Medikamente, Artesunat und Chinin, haben zum einen unerwünschte Nebenwirkungen, zum anderen werden immer mehr Plasmodien resistent gegen diese Wirkstoffe. Die Entwicklung von neuen Medikamenten mit anderem Wirkmechanismus ist daher unumgänglich.
„Die Notwendigkeit für neue Medikamente zur Behandlung der schweren Malaria ist in der Tat groß“, betont auch Prof. Dr. Michael Lanzer, Parasitologe vom Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZFI) am Universitätsklinikum Heidelberg. Mit seinem Team konnte er in einem DZIF-Projekt einen ersten vielversprechenden Kandidaten entwickeln: SC83288, so der etwas prosaische Name der hoffnungsvollen Substanz, hat die gewünschten Eigenschaften und konnte bereits in humanisierten Mäusen erfolgreich gegen schwere Malaria eingesetzt werden. SC83288 wirkt gegen die späten Stadien der Malaria © NIAID Ausgangspunkt der Entwicklung waren Benzamidin-Derivate, die in der Tiermedizin gegen verschiedene Parasiten wirksam waren, sich aber aufgrund schwerer Nebenwirkungen nicht durchsetzen konnten. Die Wissenschaftler versuchten nun, diese Ausgangssubstanzen so zu verändern, dass sie für eine Anwendung gegen schwere Malaria geeignet sind. Sie modifizierten die Substanz chemisch in einer Weise, dass sie verträglicher wurde, ohne ihre Wirkung gegen die Parasiten einzubüßen.
„Die neue chemische Struktur ist sehr gut verträglich, wird schnell im Körper abgebaut und was entscheidend ist: sie kann im Tiermodell die Erreger der schweren Malaria in kurzer Zeit abtöten“, erklärt Lanzer. Für ihre Versuche setzten die Wissenschaftler Mäuse ein, die humane Blutzellen haben und mit einer schweren Malaria infiziert sind. In diesem Modellsystem wirkte SC83288 gegen die späten Stadien der Malaria, die sich in den Blutzellen befinden und dort die schweren Folgeschäden hervorrufen. Detaillierte präklinische Studien von Pharmakokinetik und Toxikologie zeigten durchweg positive Ergebnisse für die Substanz, die intravenös verabreicht werden soll. „Wir sind jetzt dabei, die regulatorische Präklinik durchzuführen und hoffen dann, voraussichtlich 2018, klinische Studien auf den Weg zu bringen“, so Lanzer. Originalpublikation: SC83288 is a clinical development candidate for the treatment of severe malaria Stefano Pegoraro et al.; Nature Communications, doi: 10.1038/ncomms14193; 2017