Der Bedarf an medizinischem Fachpersonal aus Ausbildungsberufen steigt aufgrund der immer älter werdenden Bevölkerung stetig an. Experten rechnen bis 2035 mit einem Defizit von 270.000 Arbeitskräften, sollten die Berufsbilder nicht attraktiver werden.
Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) erforscht die Aus- und Weiterbildung in Deutschland. Jetzt hat Caroline Neuber-Pohl vom BIBB untersucht, wie sich Angebot und Nachfrage an Jobs ohne Approbation im Gesundheitsbereich weiterentwickeln könnten. Grundlage ihrer Simulation ist, dass sich Arbeitgeber in den nächsten Jahren ähnlich verhalten wie momentan. Außerdem nimmt sie an, dass aktuelle Trends bei der Berufswahl oder beim Berufswechsel weiter bestehen.
Die Gruppe umfasst Altenpfleger, medizinische Fachangestellte, Berufe in der nichtärztlichen Therapie, aber auch pharmazeutisch-technische Assistenten in Apotheken. Neuber-Pohl gibt zu bedenken, schon in der Vergangenheit sei die Zahl der ausgebildeten Fachkräfte zu niedrig gewesen. „In den meisten Berufsfeldern kann der Bedarf nur durch Personen gedeckt werden, die in einem anderen Berufsfeld ausgebildet wurden oder gar keinen beruflichen Abschluss vorweisen können“, schreibt die Wissenschaftlerin. Mit Fachfremden lassen sich nicht alle Lücken stopfen. Schon ab 2025 sei mit flächendeckenden Engpässen zu rechnen. Im Jahr 2035 würden laut Studie bereits 270.000 Angestellte fehlen. Längere Arbeitszeiten lösen das Problem nicht. © BIBB
Um hier gegenzusteuern, sehen Forscher zwei Stellschrauben, nämlich die Lohnentwicklung und die berufliche Mobilität. Bis 2035 würde sich das Salär unter den aktuellen Gegebenheiten langsamer entwickeln als der theoretisch ermittelte Referenzlohn. Hier schaffen Arbeitgeber einen Anreiz, damit Beschäftigte ihre ursprüngliche Branche verlassen. Die sogenannte Stayer-Quote, sprich der Anteil aller Arbeitnehmer, die ihrer Branche treu bleiben, ist mit 74,4 Prozent zwar vergleichsweise hoch – im branchenübergreifenden Durchschnitt sind es 46,7 Prozent. Laut Projektion nimmt dieser Wert bei Gesundheitsberufen ohne Approbation bis 2035 allerdings um vier Prozentpunkte ab. Als Grund sieht Caroline Neuber-Pohl vor allem die Lohnentwicklung. Sie rät Vorgesetzten, nicht nur stärker in die Ausbildung zu investieren. „Um das Berufsfeld attraktiv zu gestalten, spielt nicht zuletzt die Verbesserung die Vergütung eine Rolle.“ Als weitere Faktoren kommen Aufstiegschancen und bessere Arbeitsbedingungen hinzu.