Der Vorstoß der Kanzlers in Sachen Stammzellforschung hat weite Teile der Republik geschockt - doch hinter den Kulissen setzen Biomediziner und Kardiologen schon lange auf das Potenzial fötaler und adulter Stammzellen. Gerade in der Herzmedizin sind die Perspektiven für neue Therapien mehr als beachtlich.
Die Nachricht kam in Form einer Fachpublikation und beschäftigt seit dem 23. Juni 2005 die Welt der Kardiologen und Stammzellforscher. Im weltweit angesehenen
Rätsel gelöst?
Tatsächlich gelang es dem Herzmediziner Eduardo Marbán, körpereigene, adulte Stammzellen (Myoblasten) der Patienten in deren Herzmuskel zu transplantieren, ohne dass anschließend die gefürchteten Herzrhythmusstörungen auftraten. Der Trick: Marbán und sein Team hatten die Stammzelltransplantation mit Hilfe der Gentherapie optimiert sie erhöhten die Produktion des Eiweißes Connexin 43, jenem Protein also, das für die reibungslose, elektrische Signalübertragung zwischen den Herzmuskelzellen die entscheidende Rolle spielt. Damit scheint endlich geklärt, worüber Kardiologe bisher rätselten. Die Injektion der Myoblasten führt nämlich zwar zur Regeneration des Herzmuskels. Gleichzeitig unterdrückt sie aber die Connexin 43 Produktion. Die Folge: es kommt zu Störungen in der Signalübertragung und damit verbunden zu Arrhythmien. Erst der Gentherapie-Trick vermag diesen Effekt auszuschalten, wie Marbán nun belegt.
Kein Einzelfall
Der Erfolg der Amerikaner ist der aktuellste, spektakulärste Durchbruch seiner Art aber kein Einzelfall. Weltweit berichten Herzmediziner von wichtigen Fortschritten auf dem Weg zur optimalen Stammzelltherapie im Dienste ihrer Herzpatienten. Stammzellen bilden nämlich den Ausgangspunkt für die meisten Ansätze der regenerativen Medizin, insbesondere die sogenannten autologen Zelltherapien. Ziel der Bemühungen ist es, in Zukunft mittels körpereigener Zellen geschädigtes oder fehlendes Gewebe erneuern oder ersetzen zu können. Ob adulte oder embryonale Stammzellen für die Wissenschaftsgemeinde mündete die Frage längst in einen Glaubensstreit. Erfolge melden beide Seiten in regelmäßigen Abständen. So besserte sich der Zustand von Patienten mit fortgeschrittener Herzinsuffizienz signifikant, nachdem sie eine Stammzellentherapie erhalten hatten. Das zeigte eine klinische Studie, die unlängst auf der Jahresversammlung der International Society for Minimally Invasive Cardiothoracic Surgery (ISMICS) vorgestellt wurde. Die Studie belegte, dass 30 Tage nach der Stammzellen-Injektion ins Herz, die Patienten im Durchschnitt eine Verbesserung der Herzpumpleistung um 41 Prozent erlebten. Auch nach 90 Tagen blieb die Herzpumpverbesserung erhalten "Dies ist die erste Studie überhaupt, die humane, fötale Stammzellen-Therapie bei Patienten mit Herzinsuffizienz einsetzt", erklärte Valavanur Subramanian, Chef der Herzchirurgieabteilung am