Entschieden: Beim Wettbewerb um Deutschlands beste Mediziner-Homepage kamen ein Gynäkologe aus Siegen und eine Erlanger Klinik aufs Treppchen. DocCheck berichtet über den Wettstreit und fragt einen der Preisträger nach seinem Erfolgsrezept.
Die Tickets fanden reißenden Absatz: Mehr als 600 Praxen gingen beim Wettbewerb um Deutschlands beste Praxis-Website an den Start. Das waren fast einhundert mehr als im Vorjahr. Für den erstmals ausgetragenen Wettstreit um Deutschlands beste Klinik-Website fanden sich auf Anhieb 129 Bewerber, die die Webauftritte ihrer Einrichtungen ins Rennen schickten.
Der Wettbewerb, der von Novartis Pharma zusammen mit der Zeitung Medical Tribune ausgerichtet wird, fand in diesem Jahr bereits zum dritten Mal statt. Die Auswahl der Preisträger erfolgt in einem gestuften Verfahren durch medizinische Internetexperten, durch Patienten und durch eine Jury. Zunächst trafen die Mitarbeiter der internetaffinen Abteilung Klinische Sozialmedizin der Universität Heidelberg eine Vorauswahl. Sie analysierten die eingereichten Seiten nach den fünf Kriterien "Design", "Bedienung", "Inhalt", "Technik/Funktion" und "Rechtslage" und errechneten daraus einen Patientenscore. Die fünf besten Seiten wurden dann in der Medical Tribune Publikumsausgabe vorgestellt. Den Ausschlag gab am Ende das Patientenvotum zusammen mit dem Votum einer vierköpfigen Jury, an der unter anderem ein Vertreter des Deutschen Hausärzteverbands beteiligt war.
Wer junge Frauen behandelt, macht schöne Websites.
Satte 74 von 100 möglichen Punkten auf dem Patientenscore erhielt der Sieger bei den Praxis-Websites, der Gynäkologe und Geburtshelfer Dr. Volker Jung aus Siegen. Die Zunft der niedergelassenen Gynäkologen mit ihren häufig genug jungen, berufstätigen Patientinnen bestätigt damit erneut ihre Internetkompetenz. Gynäkologen zählen nicht nur beim Homepage-Design, sondern auch bei vielen anderen Online-Features zu den Trendsettern. Jungs Website ist übersichtlich, angemessen knapp im Ton und trotzdem reich an Inhalten. Auch die Jury fand, dass sie optimal auf das Informationsbedürfnis der Patientinnen abgestimmt sei. Was sagt er selbst?
DocCheck:
Herzlichen Glückwunsch zur Auszeichnung für Ihre Webseite. Welches Grundkonzept haben Sie verfolgt, als Sie die Seite geplant haben?
Dr. Volker Jung:
Wir wollten unsere Praxis vorstellen und unser Leistungsspektrum darstellen, und das mit einer Seitenstruktur, die so klar und benutzerfreundlich sein sollte wie möglich. Wir haben vor allem auf eine klare Menüführung geachtet, damit sich die Besucher überall auf der Seite sofort zurechtfinden. Schon vor dem Preis hatten wir etwa 600 Zugriffe pro Monat. Jetzt sind es natürlich wesentlich mehr.
Was würden Sie einem Kollegen empfehlen, der beschließt, sich eine Praxis-Homepage zuzulegen?
Er oder sie sollte sich eine Agentur suchen, die Erfahrung mit medizinischen Webseiten hat. Mir war auch die enge Zusammenarbeit mit den Layoutern während des Aufbaus der Seite sehr wichtig. Die Agentur und wir haben in dieser Phase sehr viel gemeinsam diskutiert und ausprobiert. Ich empfehle auch, darauf zu achten, dass einfache Änderungen von Texten oder andere Wartungsarbeiten ohne große Softwarekenntnisse problemlos von zuhause aus möglich sind.
Wie wollen Sie Ihre Seite in Zukunft weiter entwickeln?
Wir werden sie inhaltlich noch erweitern, zum Beispiel im onkologischen Bereich. Außerdem planen wir, Patienten eine elektronische Terminvereinbarung über unsere Homepage anzubieten. Wir modernisieren gerade unser ganzes EDV-System, und dabei wird die Homepage dann um diese Funktion erweitert.
Ohne Zweifel hoher Informationsbedarf: Klinik-Medaille geht an Strahlentherapie
Im erstmals ausgeschriebenen Wettbewerb um die beste Internetpräsenz eines Krankenhauses oder einer separaten Klinik machte die Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen das Rennen. Auch hier werden die gute Menüführung und der übersichtliche Seitenaufbau von den Juroren lobend erwähnt. Wie Volker Jung bei den Niedergelassenen so hat auch die Erlanger Klinik ihren Internetauftritt durch ein umfangreiches Glossar ergänzt, das den Patienten medizinische Fachgriffe erklärt, die in der jeweiligen Disziplin immer wieder vorkommen.
Neben den beiden 2000 Euro schweren Hauptpreisen wurden jeweils auch eine Silber- und eine Bronzemedaille verliehen, die mit 1000 beziehungsweise 500 Euro belohnt wurden. Bei den Niedergelassenen ging der zweite Platz an die Radiologische Praxis Löbau, die, anders als Jung, etwas umfangreicheren Gebrauch von Animationen macht. Dritter bei den Praxen wurde das Endokrinologikum Hamburg.
Platz zwei bei den Kliniken belegte die orthopädische Aukamm-Klinik aus Wiesbaden, die sich auf ihren Seiten unter anderem zum Thema "Golf und Orthopädie" äußert. Auf dem dritten Platz liegt erneut eine Radiologie, nämlich das Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie der Universität Frankfurt/Main. In der Gesamtschau lässt sich sagen, dass der eher konservative Webauftritt noch immer absoluter Mainstream bei deutschen Ärztewebseiten ist. Wer mit aufwändigen Animationen und Flash-Intros glänzen will, ist möglicherweise bei anderen Wettbewerben besser aufgehoben...