Im dritten Teil unserer Facharzt-Rubrik beschäftigen wir uns mit einer der wohl interessan-testen, zugleich aber auch einer der anspruchsvollsten und nervenaufreibendsten Facharztdis-ziplinen überhaupt: der Pädiatrie.
Oberflächlich betrachtet erscheint einem die Arbeit mit den kleinen Patienten oftmals als "süß" und völlig unkompliziert. In Wahrheit gehören zum Beruf des Kinderarztes jedoch eine riesige Portion Einfühlungsvermögen, fachliche Kompetenz und der sprichwörtliche sechste Sinn, da die "Klientel" in den seltensten Fällen präzise Angaben über die Lokalisation und Qualität der Beschwerden machen kann.
Die Pädiatrie (aus dem Altgriechischen pädí - das Kind und iatrós - der Arzt) - auf deutsch die "Kinderheilkunde" - ist die Lehre von den Erkrankungen und Fehlbildungen des kindlichen Organismus, dessen Entwicklungsstörungen, sowie deren Behandlung. Das Wissen von und über die Erkrankungen der Erwachsenen ist nicht ohne weiteres auf Kin-der übertragbar, wodurch sich die Pädiatrie in ihren Schwerpunkten über alle Fachgebiete der klinischen Medizin erstreckt. Zu den wichtigsten Unterdisziplinen gehören hierbei die Neonatologie (Versorgung von Frühgeborenen und kranken und/oder gefährdeten Neugeborenen), die Kinderkardiologie (u.a. Versorgung von angeborenen Herzfehlern), sowie die Jugendmedizin, welche sich mit der Behandlung von Störungen während der Pubertät befasst.
Interview:
Das Interview haben wir mit dem Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Herrn Dr. med. Andreas Kutter, geführt. Herr Dr. Kutter praktiziert seit einigen Jahren in einer eigenen Kin-derarztpraxis in Berghausen (Baden). (DAK = Dr. Andreas Kutter / MS = medizinstudent.de)
MS: Herr Doktor Kutter - Sie arbeiten seit einigen Jahren in einer eigenen Praxis als Kin-derarzt. Für viele angehende Ärzte stellt die Arbeit mit (kranken) Kindern wohl eine der größten Herausforderungen dar. Warum haben Sie sich gerade für dieses Fachgebiet ent-schieden?
DAK: Ich hatte schon immer das Bedürfnis, helfen zu können. Die Medizin ist interessant, und bei der Pädiatrie trifft dies ganz besonders zu. Die Arbeit mit Kindern ist anders als mit Erwachsenen, es gibt weniger chronische Erkrankungen und weniger Zivilisationserkrankungen als bei Erwachsenen.
MS: Und was ist in Ihren Augen der allerspannendste Aspekt Ihrer Tätigkeit?
DAK: Man muss als Arzt alle anderen Fachrichtungen mit abdecken, da es bei Kindern viel weniger spezialisierte Unterdisziplinen gibt.
MS: Sieht denn Ihre tagtägliche Arbeit auch wirklich so aus, wie Sie sich das vielleicht während des Studiums oder Ihrer Facharztausbildung gedacht haben?
DAK: Die tägliche Arbeit ist viel stressiger, als ich es mir vorgestellt hatte. Es existiert mehr Zeitdruck als in der Klinik, da einerseits Termine eingehalten werden müssen, um die Warte-zeit akzeptabel zu halten, und andererseits auch ein Kostendruck vorhanden ist. Dieser ent-steht seitens des Gesetzgebers sowie durch die privaten und praxisrelevanten (Un)kosten. Auch gibt es viel Stress, denn man ist Arbeitgeber - und zwar "freiberuflich" tätig - aber den-noch durch immer mehr einschneidende staatliche Vorgaben eingeschränkt. Und dann ist da noch ein Aspekt, der etwas anders ist, als vorgestellt: Die Arbeit findet oft mehr mit den El-tern als mit den Kindern statt.
MS: Wie haben Sie denn prinzipiell Ihre Ausbildungszeit empfunden?
DAK: Auch die Ausbildungszeit war sehr stressig - aber anders: In der Praxis bin ich 24 Stun-den (außer am Wochenende und im Urlaub) für die Kinder verantwortlich. Anders in der Kli-nik: Irgendwann war halt einfach mal Ruhe; auch wenn man nicht immer abschalten konnte. In der Ausbildung war man oft unsicher, aber ich hatte stets Chefs oder Oberärzte, mit denen ich Fragen besprechen konnte, und von denen akzeptiert wurde, dass ich in der Ausbildung bin. Das kann ich nur allen jungen Ärzten wünschen, denn dann fühlt man sich nicht alleine. Insgesamt war die Ausbildungszeit lehrreich, kollegial, interessant.
MS: Haben Sie für uns Studenten oder junge Ärzte ein paar heiße Tipps, worauf man bei der Ausbildung unbedingt achten sollte?
DAK: Wichtig als Pädiater ist meiner Meinung nach, sich nicht zu lange in der Neonatolo-gie einsetzen zu lassen, wenn man sich niederlassen möchte. Wichtig finde ich auch, sich schon in der Klinik zu spezialisieren, um etwas über die allgemeine Pädiatrie hinaus anzubieten. Man sollte möglichst viel in die Psychosomatik und Entwicklungsdiagnostik hineinschnuppern, denn das wird in der Praxis viel gefragt.
MS: Wie sehen Ihrer Einschätzung nach denn die Weiterbildungsmöglichkeiten im Fachbereich "Pädiatrie" aus?
DAK: Gut. Es werden immer wieder Kurse angeboten - man muss sich nur aufraffen. Aller-dings sind längere Weiterbildungen immer mit Praxisschließungen verbunden, und das kann man den Patienten bzw. deren Eltern auch nicht zu oft zumuten.
MS: Herr Dr. Kutter, wir danken Ihnen herzlich für das interessante Gespräch!
Allgemeine Informationen
Ausrichtungen / Schwerpunkte der Ausbildung Erwerb von Kenntnissen und Fertigkeiten u.a.
Aufbau der Ausbildung Dauer und Schwerpunkte
Dauer der Ausbildung 5 Jahre Arbeitsplätze / Arbeitgeber