Von Qualitätsmanagementsystemen haben zwar inzwischen die meisten Ärzte schon gehört. Welche unterschiedlichen QM-Systeme auf dem Markt sind und wie man als Praxis für sich das Richtige findet, wissen viele jedoch nicht. DocCheck bringt Licht in das Dunkel dieser komplexen Materie.
Die Grundlagen
Eines vorweg: In Zukunft ist es - so will es der Gesetzgeber - nicht mehr möglich, sich dieses Themas zu entziehen. Selbst wer Qualitätsmanagementsysteme als bürokratische Monster beschimpft und seine Praxis auch ohne Listen und Prüfer im Griff zu haben glaubt, muss sich der Thematik stellen. Denn Vertragsärzte, Vertragspsychotherapeuten und medizinische Versorgungszentren sind nicht nur gemäß § 135a des Fünften Sozialgesetzbuches grundsätzlich zur Qualitätssicherung verpflichtet. Sie werden seit kurzem auch zeitlich in die Mangel genommen. Bis Ende 2009 muss das einrichtungsinterne QM vollständig eingeführt sein, außerdem muss es kontinuierlich weiterentwickelt werden. Das hat der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) in der "Qualitätsmanagement-Richtlinie für die vertragsärztliche Versorgung" bestimmt, die zum 31. Dezember letzten Jahres in Kraft getreten ist. In dieser Richtlinie ist festgelegt, welche Elemente ein solches QM zu enthalten hat und welcher Instrumente sich eine Praxis bedienen sollte. Immerhin, eine Zertifizierung - also eine Art Überprüfung des QM - sieht der G-BA vorerst nicht verpflichtend vor. Ebenso wenig sollen Ärzte bestraft werden, die kein QM einführen. Aber auf Dauer darauf zählen sollte man nicht.
Die ersten Schritte
Zunächst einmal stellen sich für jeden Arzt, der plant, ein QM einzuführen, die alles entscheidenden Fragen: "Wie finde ich das richtige System?" Und: "Wer bietet die Systeme an?" Für einen ersten Überblick hilfreich sind die Informationen, die das Ärztliche Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ) auf seinen Seiten bietet, auch die Gesellschaft für Qualitätsmanagement oder das QM-Info-Center liefern nützliches Grundlagenwissen. Hat man sich einen ersten Überblick über Qualitätsmanagement an sich verschafft, steht man einer langen Reihe von verschiedenen Systeme und Anbieter, die auf den genannten Seiten aufgelistet werden, gegenüber. Wichtig zu wissen ist für den Arzt oder die Ärztin, dass die Kassenärztliche Bundesvereinigung und einzelne Kassenärztliche Vereinigungen zwar QM-Systeme anbieten. Die Auswahl des Systems ist aber nicht von der Zugehörigkeit zu einer bestimmten KV abhängig. Wenngleich es beispielsweise für einen Vertragsarzt aus dem Raum Westfalen-Lippe unkomplizierter sein könnte, sich für das QM-System der KVWL zu entscheiden, sprich: für KPQM. Denn bei Nachfragen weiß die KV in jedem Fall Bescheid. Sie hat das System mit entworfen. Das Los kann aber ebenso gut auf das von der Industrie entwickelte und weltweit genutzte QM-System nach DIN EN ISO fallen oder auf das von der Bertelsmann-Stiftung und dem Aqua-Institut unterstützte Europäische Praxisassesment (EPA). Der Entscheidungsfreiheit des Arztes sind hier, sehr zum Leidwesen mancher Entscheidungsträger, keine Grenzen gesetzt. Dennoch gibt es einige Punkte, die die Entscheidung für ein bestimmtes System erheblich erleichtern können.
1. Intern oder extern?
Die für die Vertragsarztpraxis gängigen Systeme unterscheiden sich zunächst in ihrer Herangehensweise. Während die einen eher auf eine Selbstbewertung der Praxis setzen, steht bei den anderen eine Fremdbewertung im Vordergrund. Hier ist vor allem Ehrlichkeit gegenüber sich selbst nötig. Bringe ich genug Selbstkritik auf, um die noch nicht optimierten Abläufe meiner Praxis aufzudecken und anzugehen oder lasse ich mir lieber auf die Finger schauen in dem guten Gewissen, dass ein neutraler Dritter die Organisation meiner Praxis bewertet? Der unentschlossene Arzt findet auf dem Markt aber auch viele Modelle, die beide Ansätze vereinen.
2. Ein bisschen Aufwand ist schon nötig
Stichwort Engagement: Beim Vergleich der verschiedenen Systeme wird auffallen, dass sich die Anforderungen und die Komplexität der Systeme voneinander unterscheiden. Ein QM nach DIN EN ISO ist komplexer, weil meistens externe Berater zur Übersetzung des Systems für die Praxis gebraucht werden. Auch über EFQM heißt es, die Umsetzung erfordere sehr gute QM-Kenntnisse oder einen guten externen Berater. KPQM und QEP dagegen werden als leichter verständlich eingestuft, vor allem KPQM ist schneller durchzuführen als die anderen QM-Systeme. Hilfreich ist sicherlich, dass die für beide Systeme notwendigen Einführungsseminare den Praxen ermöglichen, in Folge eigenständig ein das Qualitätsmanagement Ihres Hauses durchzuführen.
3. Der Kostenfaktor
Nicht zuletzt können vor allem die Kosten ausschlaggebend für ein bestimmtes QM sein. Während diese sowohl für das QM als auch für das Zertifikat bei QEP oder KPQM vergleichsweise niedrig liegen, kommen bei DIN EN ISO oder EFQM hohe Kosten auf die Praxis zu. Dafür sind es beides Systeme, die auch international anerkannt sind. Zu berücksichtigen ist darüber hinaus, dass einzelne QM-Systeme Folgekosten nach sich ziehen, da die Zertifikate nach einer gewissen Zeit ablaufen. Will die Praxis dauerhaft QM-geprüft bleiben, ist eine Nachzertifizierung notwendig. Und die kostet je nach System erneut eine ganze Menge Geld.
Fazit
Die Entscheidung für ein bestimmtes QM kann der Praxis niemand abnehmen. "Letztlich", so Dr. med. Christian Thomeczek, Geschäftsführer im ÄZQ, gegenüber dem DocCheck Newsletter, "ist es eine Bauchentscheidung des Arztes." Jeder habe eine bestimmte Vorstellung darüber im Kopf, wie ein solches QM abzulaufen habe. Und jede Praxis wisse am besten für sich, wie viel Zeit, Engagement und Geld sie in ein QM stecken möchte.Dem haben wir nichts mehr hinzuzufügen - außer natürlich einigen nützlichen Serviceleistungen (siehe Videobeitrag).