Zum dritten Mal findet in dieser Woche in Frankfurt die Messe für Informationstechnik im Gesundheitswesen (ITeG) statt. Zwischenfazit: Die Unternehmen schmieden eifrig Allianzen. Immer mehr Kliniken vernetzen sich. Nur die Niedergelassenen warten weiter.
Es hätte alles so schön sein können: Das vor einem halben Jahr aktuellePlanungsszenario sah vor, dass die ersten Testregionen für dieelektronische Gesundheitskarte im Sommer 2006 mit den Praxistestsstarten. Von der Frankfurter Messe für Informationstechnik imGesundheitswesen (ITeG) wäre dann ein Aufbruchsignal ausgegangen, lange ersehnt weil so oft schon verschoben.
Bayerische Allianz zur Verzahnung von Klinik und Praxis
Nichts wars. Wann die Praxistests offiziell wirklich starten, weiß keinMensch. Wie genau Ärzte ans Netz gebracht werden und was das kostenwird, ist weiter Spekulation. Trotzdem wird einiges geboten inFrankfurt. Eine der Top-Meldungen ist die Ausweitung der Zusammenarbeitzwischen Docexpert und Siemens.Sie erstreckt sich zum einen auf die Online-Anbindung der Arztpraxenaus den Docexpert-EDV-Systemen heraus. Zum Einsatz soll hier ein Routervon Siemens mit dem unmöglichen Namen "HiPath SIcurity Konnektor"kommen, der zusammen mit Kartenlesern und Software als"All-inclusive-Paket" für die insgesamt 16.500 Docexpert-Anwenderangeboten wird. "Nur wenn alle Komponenten der Telematik genauaufeinander abgestimmt und getestet sind, wird die Vernetzung derArztpraxen gelingen", so Naumann in Frankfurt. Zweiter Bestandteil derBajuwaren-Allianz ist die Integration der Siemens-Software SoarianIntegrated Care in die Docexpert-EDV-Systeme. Das ist nun in der Tatrichtig interessant, weil damit regionale Vernetzungen mit gemeinsamenPatientenakten möglich werden. Soarian Integrated Care dient derVerknüpfung von Praxis- und Klinik-EDV-Systemen. Beispielhaft wird dasgerade am Klinikum Bamberg sowie in elf weiteren Häusern realisiert:"Wir haben schon vorher Dokumente auf ein Webportal gestellt, aber erstjetzt kommen wir langsam zur echten Leistungsintegration", sagteKlinikumskoordinator Gunther Werthmann. Der Integrationstiefe sindkeine technischen Grenzen gesetzt: "Telekonsile oderOnlineterminbuchung durch die Niedergelassenen sind zwei Anwendungen,die wir umsetzen können", unterstrich Siemens ProduktverantwortlicherKai-Uwe Schmidt. "Das Interesse ist größer als wir erwartet hatten".
Wer will, kann den Arztbrief wandern sehen
Im Bereich der Netzanbindung von Arztpraxen, Apotheken und Kliniken bewegt sich auch der Netzwerkspezialist Cisco,der auf der ITeG seinen mit etwas mehr Fingerspitzengefühl bei derNamensgebung "Healthcare Router" genannten Konnektor vorstellt. DasGerät nutzt Anwendungssoftware des Walldorfer Unternehmens InterComponentWareund präsentiert sich als eine von spezifischen EDV-Systemen unabhängigeLösung, die über eine Schnittstelle an das Primärsystem angedockt wird.Ob sich dieser konzeptionell unterschiedliche Ansatz auch inunterschiedlichen Preisen für den Endanwender niederschlägt, bleibtabzuwarten.
Für Niedergelassene wie stationäre Kliniker gleichermaßen interessantist eines der Highlights der ITeG, nämlich die Präsentation des elektronischen Arztbriefstandards des Verbands der Hersteller von IT-Lösungen im Gesundheitswesen (VHitG).Hier geht es darum, dass Diagnosen oder Befunde aus einem Arztbriefheraus direkt in das EDV-System übertragen werden können. "Wir könnendemonstrieren, wie die Informationen eines Arztbriefs vomPraxis-EDV-System in die Klinik-EDV, in das Informationssystem einerRehaklinik und zurück in die Praxis wandern", sagte Naumann, der beimVHitG für die Initiative Intersektorale Kommunikation verantwortlichzeichnet. Auch die Kassenärzte signalisieren mittlerweile Zustimmung:"Die KV Nordrhein hat mitgeteilt, dass sie die Vorgaben desVHitG-Standards in ihrer D2D-Arztbrief einarbeiten werde", so Naumann.
Kontaktanzeige: Bildprofi sucht Klinik-EDV-Experten
Ansonsten macht in diesem Jahr vor allem der Kliniksektor auf der ITeG Schlagzeilen. Das Klinik-EDV-Schwergewicht GWIverabschiedete sich in Frankfurt offiziell von seinem Mädchennamen undfirmiert künftig ausschließlich unter dem international griffigerenweil bekannteren Namen Agfa Healthcare. Agfa hat damit seineKompetenzen im Bereich der digitalen Bildgebung um ein namhaftesKlinikinformationssystem erweitert. Ein vergleichbarer Schritt schwebtauch dem Konkurrenten Kodak vor: Partner werden allerdings nochgesucht... Auch der diesjährige VHitG-Award, der am Mittwochabendverliehen wird, geht mit Sicherheit an ein Krankenhaus. Denn alle drei Kandidatender Endausscheidung entstammen dem stationären Bereich. Zur Auswahlstehen das Projekt O2penMed des Bezirksklinikums Mainkofen, bei dem esdarum geht, den Ärzten in Institutsambulanzen sicheren, mobilen Zugangzu Klinikinformationssystemen zu verschaffen. Ferner tritt die imBereich der Pflegeplanung angesiedelte Software apenioan, die im Diakonie-Krankenhaus Harz eingesetzt wird. Für ein breitesKlinikpublikum interessant ist schließlich ein Projekt desKnappschaftskrankenhauses Bottrop, bei dem es um die Digitalisierungklinischer Pfade geht.