Das Zentralklinikum Suhl steigt demnächst auf eine patientenindividuelle Medikamentenverpackung um. Nicht Schwestern, sondern Verpackungsroboter sorgen dafür, dass Patienten die Pillen bekommen, die sie brauchen.
Wenn die Stationsschwestern des SRH-Zentralklinikums Suhl zur täglichenRoutine der Tablettenverteilung schreiten, dann hat es sich künftigausgeblistert. Statt Pillen manuell aus Alufolieverpackungen zuquetschen und in Plastikschälchen zu deponieren, teilt dasPflegepersonal vorab patientenindividuell abgepackteArzneimittelpäckchen aus. Zusammengestellt werden diese von ein paarRobotern, die die Klinikapotheke angeschafft hat, um diePatientensicherheit zu verbessern, das Personal zu entlasten und Geldzu sparen.
Der direkte Draht vom Arzt zum Apotheker
Das Zentralklinikum Suhl in Südthüringen ist ein mittelgroßesKrankenhaus mit 666 Planbetten. Seit März wird dort schrittweise dieArzneimitteldistribution umgekrempelt, ein Prozess, der voraussichtlichim Sommer abgeschlossen werden soll. Zum Einsatz kommt das PillPickUnit-Dose-System des Schweizer Unternehmens Swisslog,ein weltweit aufgestellter Anbieter von Logistiklösungen. Der üblicheVerordnungsweg, bei dem der Stationsarzt Medikamente verschreibt, diedann von den Schwestern gestellt und bei Bedarf in der Zentralapothekenachbestellt werden, ist in Suhl out. Stattdessen setzt PillPick auf den direkten Draht zwischenArzt und Apotheker. In die Verordnungssoftware Theriak der isländischen Firma TM Software trägt derArzt am Patientenbett seine Medikamentenwünsche ein. AutomatischeChecks auf Wechselwirkungen werden durchgeführt, und die Informationwird dann direkt an den Klinikapotheker weitergeleitet. Der überprüftdie Bestellung noch einmal und aktiviert dann den Roboter, der diePillen maschinell aus dem Lager holt. Die Tabletten werden entsprechendder gewünschten Dosierung verpackt und anschließend zur gewünschtenTageszeit auf Station gebracht, wo die Päckchen nur noch ausgegebenwerden müssen. Direkt beim Patienten ist erneut eineSicherheitskontrolle vorgesehen: Die Patienten sind mit einemFunkarmband ausgestattet, das bei der Übergabe der Tabletten ausgelesenwird, um auch an dieser Stelle versehentliche Fehler zu verhindern."Wir erhöhen damit die Patientensicherheit und unterstützen die Ärztebei einem wichtigen Teilbereich ihrer therapeutischen Arbeit", umreißtSRH-Geschäftsführer Harald Wolfgang Bachleitner die Zielsetzung desinnovativen Projekts. Doch auch die Stationsschwestern werden entlastetund haben mehr Zeit für andere Tätigkeiten, weil das zeitraubendeStellen von Medikamenten wegfällt.
Weniger Chaos macht 15 Prozent mehr Geld
Für das Klinikum Suhl hat das neue System aber ganz klar auch eineökonomische Dimension. Denn die Automatisierung strafft die Abläufe inder Zentralapotheke und dem der Apotheke zugeordneten Zentrallager:"Wir optimieren Wirtschaftlichkeit und Effizienz", gibt sichBachleitner überzeugt. So prüft der PillPick Manager - die Software,die dem Ganzen zu Grunde liegt -, regelmäßig die Vorräte im Hauptlager,um eventuell zur Neige gehende Packungen rechtzeitig nachzubestellen.Anhand der automatisch eingehenden Verordnungen können häufigeingesetzte Präparate schon auf Vorrat geordert werden. Außerdem ist esmöglich, Verfallsdaten zu überprüfen und bei der Vergabe besser zuberücksichtigen als bisher. Die Verwaltung des Suhler Klinikums gibtan, dass sich durch diese Funktionen beim Arzneimittelverbrauch einEinsparpotenzial von bis zu 15 Prozent realisieren lasse. Dies werdeunter anderem dadurch erreicht, dass langes Lagern von nicht benötigtenMedikamenten verhindert wird und damit weniger Präparate wegen einesÜberschreiten des Verfallsdatums weggeworfen werden müssen.