Gute Nachrichten für Fußballfans: Wer vor lauter feucht-fröhlichem Feiern um seine Leber fürchtet, dem könnte eine Tasse Kaffee helfen. Eine Großstudie fügt der mittlerweile langen Liste der positiven gesundheitlichen Auswirkungen des Kaffeekonsums eine weitere Position hinzu.
Im ewig aktuellen Streit zwischen fundamentalistischen Tee- und ebensopassionierten Kaffeetrinkern geht es bekanntlich vor allem um eineGrundeinstellung zum Leben. Doch auch gesundheitliche Argumente werdenin diesem Zwist gelegentlich aufgetischt. Seit letzter Woche habenKaffeefreunde ein neues Argument an der Hand. Kaffeetrinken, sobestätigt jetzt eine Großstudie einen schon länger gehegten Verdacht,schützt die Leber vor Alkohol.
Jede Tasse Kaffee verlängert Ihr Leberleben um etliche Minuten
InSachen Gesundheit machte der Kaffee seinen Anhängern in den letztenJahren viel Freude. Große Aufmerksamkeit erhielten beispielsweisemehrere Studien, die nahe legen, dass Kaffeekonsum eine gewisseSchutzfunktion vor dem Auftreten eines Diabetes mellitus haben kann.Eine der akribischsten derartigen Untersuchungen wurde im Journal der American Medical Association publiziert. Aufbauend darauf ließ sich sogar herunter brechen, wie stark genaueine, drei, fünf oder gar zehn Tassen Kaffee pro Tag das Diabetesrisikosenken. Etwas Ähnliches haben Wissenschaftler um Arthur Klatsky von derMedizinischen Abteilung der Managed Care-Organisation Kaiser Permanentejetzt für die alkoholische Leberzirrhose gemacht. Sie berichten darüberin der Fachzeitschrift Archives of Internal Medicine.Die Ärzte haben Daten von insgesamt 125580 Menschen analysiert, diezwischen 1978 und 1985 zum ersten Mal untersucht wurden und zu diesemZeitpunkt kein Leberproblem hatten. Im Jahr 2002 hatten in dieserKohorte 330 Individuen eine Leberzirrhose. Bei 199 wurde der Alkoholals Ursache dingfest gemacht. "Mit jeder Tasse Kaffee, die dieStudienteilnehmer pro Tag tranken, reduzierten sie ihr Risiko eineralkoholbedingten Leberzirrhose um 22 Prozent", so Klatsky und seineKollegen über ihr wichtigstes Ergebnis.
Mit Kaffee wiegen andere Sünden nicht so schwer
Interessantwird diese Risikoreduktion, weil sie zum einen tatsächlich relativstreng mit der Zahl der konsumierten Tassen Kaffee pro Tag korreliert:So lag das Risiko einer Alkoholzirrhose in der Gruppe derStudienteilnehmer, die eine bis drei Tassen Kaffeekonsum pro Tagangaben, vierzig Prozent unter dem bei Nicht-Kaffeetrinkern. Wurdenvier oder mehr Tassen Kaffee pro Tag angegeben, betrug die relativeRisikoreduktion gar achtzig Prozent. Zum anderen waren die Ergebnisseweitgehend unabhängig von anderen Einflussgrößen. Wurde beispielsweisenach Geschlecht, Körpergewicht, Volkszugehörigkeit und Alterstratifiziert, so blieben die Unterschiede bestehen. In derGesamtkohorte der Kaffeetrinker waren bekannte Risikofaktoren für einealkoholische Leberzirrhose sogar häufiger, wie Klatsky und seineKollegen betonen. So konsumierten Kaffeetrinker in der Studie mehrAlkohol, rauchten mehr und hatten einen höheren Body Mass Index alsKaffeeabstinenzler. Mit anderen Worten: Obwohl sie sich unvernünftigerverhielten, schnitten sie in Sachen Lebergesundheit besser ab.
Teetrinken hilft leider gar nichts
Den nach dieser Studienahe liegenden Verdacht, dass das im Kaffee enthaltene Koffein aufirgendwelchen molekularen Wegen dem Lebergewebe schmeichelt, weisen dieAutoren der Studie als unwahrscheinlich zurück. Der Grund: Teetrinkerprofitierten in Sachen Leber nicht von ihrer ebenfalls koffeinhaltigenLeidenschaft. Insgesamt zeigte sich eine nicht statistischsignifikante, zehnprozentige Risikoreduktion, wobei die, die mehr Teetrinken, eher schlechter abschneiden als jene, die nur wenig Teetrinken. Ganz abschreiben wollen die Experten das Koffein aber nicht.Denn insgesamt war der Teekonsum in der untersuchten Kohorte geringer,und andere Studien kamen bei allerdings kleinen Fallzahlen auch schonmal zu einem gegenteiligen Ergebnis. Eine Koffein-unabhängige Erklärungkönnte die Wirkung des fettlöslichen Kaffeeinhaltsstoffes Cafestolsein, der auch als Substanz bekannt ist, die den Cholesterinwert desBlutes ansteigen lässt. Diese Cafestol induziert das antioxidativwirksame Glutathion, was die Leber vor einer Fibrosierung schützenkönnte. Hier stellt sich dann allerdings die Frage, warum Kaffee zwarvor der alkoholischen Leberzirrhose, nicht aber vor anderen Formen derLeberzirrhose schützt. Die Forschung ist eben nie zu Ende...