Eine 80jährige Patientin mit metastasierendem Rektumkarzinom unterzieht sich seit einigen Monaten einer palliativen Chemotherapie mit Capecitabin. Kurz darauf entwickelt sie einen Herpes Zoster an der Brustwand und geht zu ihrem Hausarzt. Der begeht einen vermeidbaren Fehler: Er verordnet ihr ein Medikament zuviel.
Wegen Schluckbeschwerden hatte die Patientin zehn Tage vor derHospitalisation erstmals einen HNO-Arzt konsultiert. Eine Woche zuvorwar an der seitlichen Brustwand eine Gürtelrose diagnostiziert worden,die vom Hausarzt mit Brivudin in einer Dosierung von einer Tablette(125 mg) pro Tag behandelt hatte. Bereits einen Tag nach der erstenTabletteneinnahme war ein Gesichtsausschlag aufgetreten, worauf diePatientin das neue Medikament absetzte. Der HNO-Arzt beschriebeine fast rüsselförmige Schwellung der Lippen sowie eine ausgeprägteGesichts- und Schleimhautrötung und verordnete in der Annahme einerallergischen Reaktion ein orales Antihistaminikum, Prednison (30 mg)und Mometasonfuroat.
Schluckbeschwerden als Zeichen einer tödlichen Interaktion
Die Schluckschmerzen verschlimmerten sich, und die Patientin wurdehospitalisiert, da es ihr unmöglich wurde, sich zu ernähren. BeiAufnahme wurden klinisch ein ausgeprägtes Erythem der Gesichtshautsowie eine peri- und enorale Rötung mit Blasenbildung, aber keineLymphknotenvergrößerung festgestellt.
Ab dem siebten Hospitalisationstag wird die Patientin somnolent und derKreislauf trotz Vasopressoren und weiterer Behandlung auf derIntensivstation instabil. Die Patientin stirbt am zwölftenKrankenhaustag, drei Wochen nach Beginn der Symptomatik. Klinischfindet sich das Bild einer generalisierten, toxischen Haut- undSchleimhautreaktion mit diffuser Hämorrhagie, Durchfall undkonsekutivem toxischem Schock - aufgetreten unter der kombiniertenEinnahme von Capecitabin und Brivudin.
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Die beschriebene Interaktion hätte mit einem einfachenArzneimittel-Risikocheck, wie ihn beispielsweise die DocCheck Pillboxbietet, rechtzeitig erkannt werden können. Als Wechselwirkung wirdhier vor einer verstärkten Toxizität von 5-Fluoropyrimidinen gewarnt.
"Brivudin und 5-Fluorouracil (oder andere 5-Fluoropyrimidine wieTegafur oder Capecitabin) dürfen nicht zusammen verabreicht werden.Weiterhin muss zwischen einer Behandlung mit Brivudin und dem Beginneiner Therapie mit 5-Fluoropyrimidin-haltigen Arzneimitteln einzeitlicher Abstand von mindestens 4 Wochen eingehalten werden. Als einezusätzliche Vorsichtsmassnahme sollte bei Patienten, die vor kurzemBrivudin erhalten haben, die DPD-Enzymaktivität ermittelt werden, bevordie Behandlung mit einem 5-Fluoropyrimidin-haltigen Arzneimittelbegonnen wird."
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