Aus biologischer Sicht ist ein Vitamin D-Mangel beim Menschen (und nicht nur beim Menschen) keine Erscheinung unserer Zeit, sondern eine jahrtausendlange Belastung in Europa. Nirgends in der Welt leben so viele Menschen so weit entfernt vom Äquator wie in Europa. Die Migration unserer Vorfahren nach Europa wurde durch die Wirkungen des Golfstroms auf das Klima gefördert. Die dabei sich durch setzende Verringerung der Hautpigmentierung konnte nur partiell die Versorgung mit Vitamin D verbessern. Das sogenannte "Scottish Paradox" gilt prinzipiell auch für die meisten Regionen von Mittel- und Nordeuropa. Die Zivilisation hat schließlich die Bedingungen weiter zugespitzt (Behausung, Bekleidung, Gebräuche etc.). Unter den Wikingern auf Grönland führte dieser permanente Vitamin D-Mangel bei gleichzeitiger gesundheitlicher Belastung in Folge einer fortschreitenden Inzucht zum Aussterben einer isoliert lebenden Population. Die Bedingungen in Europa bedingen bei der hier herrschenden UVB-Einstrahlung (zusätzlich eingeschränkt durch die angeratene Meidung der Sonne wegen des Melanom-Risikos) und der begrenzten Möglichkeit einer Versorgung mit Vitamin D über die Nahrung (im besten Fall ca. 10% möglich) die bekannte Vitamin D-Unterversorgung. Obwohl die natürlichen Bedingungen hinsichtlich der Sonneneinstrahlung zwischen Norddeutschland und Südskandinavien nicht so gravierend sind, werden in Skandinavien im Gegensatz zu Deutschland Nahrungsmittel mit Vitamin D angereichert, um eine Grundversorgung der Bevölkerung mit Vitamin D zu garantieren. So ist dann auch der Vitamin D-Spiegel im Serum bei vielen Schweden höher als bei der Bevölkerung in Norddeutschland. Besonders stark werden sich die klimatischen Bedingungen in Europa schon in den nächsten Jahren auf die zahlreiche Immigranten mit höherem Melanin-Gehalt in der Haut auswirken.